Bin nicht ich, so ordentlich sieht es auf meinem Schreibtisch nicht aus!

Ich hab mir immer eingebildet, dass es nichts Schöneres geben kann, als wenn man das Hobby oder die Leidenschaft zum Beruf macht. Jetzt muss ich einsehen, dass ich etwas Entscheidendes übersehen habe: wenn das Hobby zum Beruf wird, dann ist es kein Hobby mehr, sondern eben Beruf und damit lange nicht mehr so viel Spass. So ging es mir mit dem Schreiben.

Und deshalb habe ich hier auch so lange nichts geschrieben, weil ich nämlich anderswo bis fast zur Sehnenscheidenentzündung geschrieben hab. Und nach so einem Tag schreiben hat man dann abends wenig Lust noch ein bisschen zu schreiben.

Ich will mich echt nicht beklagen, wer hat schon das Glück in meinem Alter die Karriere nochmal (nicht komplett aber immerhin ziemlich) neu zu erfinden und was anders zu machen. Aber wie gesagt, die private Schreiberei leidet.

Weil es halt nicht ohne geht, kurz ein bisschen Politisches. Es ist schwer zu vermitteln wie absurd und abstrus die Situation hier mittlerweile ist. Wir leben hier Orwells 1984 bis in die letzte Konsequenz, nämlich die Tatsache, dass ca. ein Drittel der Bevölkerung hier die Lügen des Trump Regime’s glaubt, auch wenn sie mit ihren eigenen Augen das Gegenteil sehen. Orwell hat das so formuliert:

The final, most essential command of the Party is telling people to reject the evidence of their eyes and ears.

George Orwell, 1984

(der letzte und wichtigste Befehl der Partei ist, den Leute zu sagen, dass sie das, was sie mit eigenen Augen und Ohren wahrnehmen, ablehnen sollen – okay ein bisschen frei, aber es passt so).

Wenn man das liest, denkt man, da hat sich der Orwell aber was Extremes ausgedacht, damit es dramatisch klingt. Literatur halt. Dann liest man Berichte in denen genau diese Phänomen beschrieben wird und dann denkt man, “ist das jetzt eine Satire oder was?” und muss dann feststellen, nein, keine Satire sondern der realexistierende Wahnsinn.

Ein Beispiel: diese Ukraine-Geschichte. Es gibt eine Mitschrift des Gesprächs zwischen Trump und Präsident Zelensky in dem Trump eindeutig sagt, dass er von Zelensky einen Gefallen erwartet, dass Z eine Untersuchung in Joe Bidens Sohn einleiten soll.

Da steht nicht wortwörtlich “du untersuchst Bidens Sohn und ich geb Dir dann die Knete” aber fast. Das Transkript dieses Anrufes ist öffentlich und kann von jedem gelesen werden. Da sollte man meinen, dass die Idioten die Schnauze halten und eines der bekannten Ablenkungsmanöver herausziehen, irgendwas mit Hillarys Emails, oder dass Obama ein kenianischer Islamist war, oder dass die Demokraten Kinder nach der Geburt abtreiben wollen – das Übliche eben. Aber nein, sie rennen herum und brüllen: “Lese das Transkript”. Was sie damit sagen wollen ist, dass das Transkript Trump entlastet, wenn genau das Gegenteil der Fall ist. Dabei kann jeder, der des Lesens mächtig ist die Wahrheit herausfinden. Aber nein, die Beweise vor der eigenen Nase werden geleugnet, weil es so besser ins Weltbild passt.

Eins noch, weil es so absurd war: seit Trump vor kurzem unangekündigt ins Krankenhaus ist gibt es ja vermehrt Gerüchte, dass er krank ist. Um das zu widerlegen hat er diese Woche ein Bild veröffentlicht, das seinen Kopf auf dem Körper von Sylvester Stallone als Rocky zeigt. Albern, kindisch und durch Photoshop einfach zu machen.

Die Washington Post hat dann getweeted, dass es ihnen nicht so ganz klar ist, warum Trump ein Bild an dem “herumgedoktert” wurde veröffentlicht hat (das Englische ist in diesem Fall genau wie das Deutsche ” a doctored photo”). Darauf hin hat sich das team Trump nicht entblödet zurückzutweeten, dass die Post keine Beweise hat, das dass an dem Foto herumgedoktert worden ist.

Wer immer noch nicht ganz versteht, wie absurd das ist, schaue sich bitte diese beiden Bilder an:

Noch irgendwelche Fragen oder ist irgendjemand immer noch der Ansicht, dass wir es hier nicht mit 1984 zu tun haben?

Neue Hüfte

Jetzt nur noch kurz, erzähl ich nächstes Mal mehr: seit Montag habe ich eine funkelnagelneue rechte Hüfte. Ich schieb noch brav mit dem Rollator durch die Gegend und werde noch einige Zeit nicht so super mobil sein, aber zumindest ist der Arthroseschmerz jetzt weg. Interessante Erfahrung.

Wie gesagt, mehr das nächste Mal, ich muss jetzt mit dem Rollator in die Küche schlurfen und nach dem Gulasch sehen.