Die lang erwarteten ersten Anklagen sind da: Robert Mueller, der Sonderermittler, und sein Team hochrangiger Anwälte haben wie es scheint leise aber hart gearbeitet und nach Gerüchten über das Wochenende war es heute tatsächlich soweit: Paul Manafort und Richard Gates sind angeklagt worden und Bilder kursieren, die sie mit Ihren Anwälten im Auto sitzen, auf dem Weg sich dem FBI zu stellen. Oh wunderbarer Montag, und im Stil der sozialen Medien Happy #MuellerMonday!
Month: October 2017 Page 1 of 2
Jasi und ich sind Freundinnen seit wir in der 6. Klasse waren. Das ist jetzt schon ein paar Jährchen her. Früher haben wir gemeinsam irgendwelchen Jungs hinterher geschmachtet, sind über den Bodanrück wie die Wilden mit Fahrrad gefahren, sind Tanzen gegangen oder trinken in Kneipen, die es schon lange nicht mehr gibt, und dergleichen unternehmungslustige Dinge mehr. Heutzutage gehen wir oft zusammen wandern (und fahhradfahren, aber nur wenn’s warm ist). Gestern war es mal wieder soweit.
Wie schon öfters hab ich mich der naiven Ideen hingegeben, dass zwei Wochen Konstanz ein bisschen Abstand vom täglichen Wahnsinn liefert und wie schon öfters hab ich festgestellt, dass es genau das ist: eine naive Idee. Abstand vom täglichen Wahnsinn in den USA gewinnt man nur wenig und dazu kommt dann noch der tägliche Wahnsinn hier.
In Kalifornien erzähle ich immer allen wie sau-grün alle in Deutschland sind und wie lang schon und wie toll das ist und dass die Amis sich da mal eine Scheibe, aber ‘ne dicke, davon abschneiden können. Jetzt sehe ich leider selber, dass das auch nicht immer so ganz der Wahrheit entspricht.
Philly war zu Besuch. Wie alle meine Freunde ist sie sehr liberal, dazu kommt, dass sie jüdisch ist und von daher dem ganzen Wahnsinn mit noch mehr Beklommenheit und Angst gegenüber steht. Das Abendessen mit unseren schwulen Freunden hat auch nicht geholfen uns zuversichtlicher zu machen. Also sind wir in alte Verhaltensweisen zurückgefallen: nachmittags schon trinken!
Als wir am Montag morgen aus dem Haus sind, um in die Schule zu fahren roch es brenzlig. “Boah” sagte ich zu meinem Sohn “OJ (der ziemlich verrückte Nachbar) hat mal wieder den Kamin angefeuert, der Blödmann!” Dann fuhren wir los und mit einem Ohr – das Kind hat mal wieder nonstop geredet – hab ich vom Verkehrschaos in der Nord-Bay gehört. Auf dem Rückweg – ohne Kindergeschnatter – hab ich dann endlich kapiert: ich muss mich bei OJ entschuldigen. Es war nicht er, der gezündelt hat: Kalifornien brennt.
Ich hab geschrieben und korrigiert und Kommas pfundweise gesetzt und nochmal überarbeitet und das alles geht jetzt schon viel zu lange. Jetzt kommt der nächste Schritt, ich muss den Kommissar Martin und seinen ersten Krimi-Fall aus der Hand geben. Erstmal nur meiner Lektorin – aber das löst schon Trennungsängste aus.
Ich weiss, ich weiss, Multitasking soll man gar nicht. Immer schön eins nach dem anderen, sich auf eine Sache konzentrieren, fokussieren, eine Sache gut können und machen und den Rest anderen überlassen.
Klingt toll, geht aber leider gar nicht. Ein Sache machen, richtig gut und immer wieder – das schaff ich nicht. Ich muss immer viele Dinge tun – aber langsam wird es sogar mir zuviel.
Früher, wenn wir Kinder uns mal wieder wie die Verrückten aufgeführt haben, gab es dafür ein treffendes Wort: Affentheater und in der verschärften Form schon auch mal Affenzirkus. Ich habe vor allem meinen Vater in Erinnerung, wenn ich das Wort höre, solche Ausdrücke kommen meist aus seiner Ecke. Ich hab Jahrzehnte lang nicht mehr an den Affentheater oder -zirkusse gedacht, aber neulich fiel mir der Ausdruck ganz spontan wieder ein.