Ich weiss, ich weiss, Multitasking soll man gar nicht.  Immer schön eins nach dem anderen, sich auf eine Sache konzentrieren, fokussieren, eine Sache gut können und machen und den Rest anderen überlassen.

Multitasking

Antik-Markt in Placerville, eine meiner viel zu vielen Aktivitäten.

Klingt toll, geht aber leider gar nicht. Ein Sache machen, richtig gut und immer wieder – das schaff ich nicht. Ich muss immer viele Dinge tun – aber langsam wird es sogar mir zuviel.

Sobald ich etwas gut kann, oder auch so einigermassen gut, ist es irgendwie nicht mehr interessant.  Dann möchte ich gerne was Neues ausprobieren.  Beruflich ging mir das viele Jahre so: Journalismus, dann Forschung, dann PR, dann nochmal Studium, dann Business Development und Marketing.  Dabei ist es jetzt schon seit einiger Zeit geblieben.  Das wundert mich selbst, sind ja aber auch zwei sehr grosse Gebiete, da findet man immer wieder was Neues.

Mit den privaten Projekten geht es momentan gerade etwas wild zu mit dem Multitasking. Ich hab mich etwas leichtsinnig für eine Vielzahl von Weihnachtsmärkten angemeldet. Statt wie jeder vernünftige Mensch jetzt 137 Jutetaschen oder Schürzen oder was auch immer zu nähen fällt mir jeden Tag was Neues ein, was ich ausprobieren sollte. Wer weiss denn, ob die Leute Taschen oder Schürzen wollen, besser Verschiedenes ausprobieren und dann weiss man es.  Ausser, dass das eben a) viel Zeit in Anspruch nimmt, b) nicht immer so traumhaft schön wie geplant wird und c) unter Umständen immer noch keine Antwort auf die Frage “was wollen die Leute eigentlich?” liefert.

Multitasking

Das “beast” ist vollgestopft und ich bin müde

Letzeres hat sich gerade neulich beim Placerville Antique Markt bewiesen.  Mit dem Auto des Nachbarn, auch “Beast” genannt, einer dieser 90ger Jahre Kutschen mit künstlicher Holzvertäfelung, vollgestopft bis unters Dach sind wir in die Sierra Foothills kutschiert. An einem wunderschönen, sonnigen, nicht zu heissen Tag habe ich dort meine Schätze verkauft.  War toll, hab gut verdient und bin auch einiges los geworden.  Ich hab alles aufgeschrieben, was ich verkauft hab, damit ich hinterher einen Trend feststellen kann.

Nur leider, Trend war nicht, ich hab von allem ein bisschen verkauft.  Haupteinsicht, die ich gewonnen habe: man muss was für die Männer anbieten, erstens sitzt bei denen das Geld lockerer und zweitens nörgeln sie dann nicht, wenn sich ihre Frauen irgendwelchen Schmuck oder Teetässchen ansehen.

Multitasking

Mein Sohn hat auch geholfen, meinen schönen Quatsch zu verkaufen

Multitasking oder Chaos

Jetzt die Bastelmärkte: ich nähe und arbeite mit Holz, dann die Betonschalen mit der schönen Betonfarbe, die ich in Konstanz gekauft habe, dann die Geldgeschenk-Täschchen aus Vinyl-Tapeten Resten, und so weiter.  Gerade das mit dem Beton ist nicht so trivial.  Ich hab natürlich den schnell-trocknenden genommen, wer will schon lange warten, nur das Zeug trocknet wirklich rasend schnell. Ich geb den Beton auf Luftballone, die ich vorher mit Spitzen oder Blättern belegt hab und natürlich kommt jedes mal, wenn ich gerade die Hände tief im Beton hab ein Windstoß und bläst mir abwechselnd die Blätter oder die Ballone weg.  Da steh ich dann triefender Hand und jage den Ballonen nach.  Mit den dicken Plastik-Handschuhen hab ich so ca. null Gefühl in den Fingern, also hab ich die dünnen genommen.  Nur das die Dünnen eben dünn sind und vor allem an den Fingerspitzen sofort reißen wenn man den beton durchmischt.  Jetzt brösle ich langsam Beton von unter den Fingernägeln auf die Tastatur beim Tippen. Das alles könnte man sicher lösen, wenn man das Ganz so ca. 30 bis 40 mal tun würde – nur macht das eben nicht so viel Spaß wie was Neues ausprobieren.  Momentan denke ich gerade, ich sollte es mal mit Gestecken versuchen, das braucht jeder, ist sozusagen eine Familientradition und ich könnte auch ein paar meiner schwerverkäuflichen “antiques” mit einbauen.

Aber jetzt muss ich rennen, der Beton muss mindestens für eine Stunde feucht (nicht naß, das hab ich schon gelernt) gehalten werden, sonst gibts einen Sprung in der Schüssel und gleich muss ich nochmal beruflich telefonieren, den Betonschalen bezahlen die Rechnungen nicht, und ausserdem bröselt es gerade wieder sehr heftig unter den Fingernägeln hervor und ich muss dann noch in die Garage und in einer Ecke, wenn’s noch eine freie gibt, eine Sammlung mit gesteck-fähigen Schätzen anfangen. Multitasking – ich kann’s nicht lassen!