der tägliche WahnsinnWie schon öfters hab ich mich der naiven Ideen hingegeben, dass zwei Wochen Konstanz ein bisschen Abstand vom täglichen Wahnsinn liefert und wie schon öfters hab ich festgestellt, dass es genau das ist: eine naive Idee. Abstand vom täglichen Wahnsinn in den USA gewinnt man nur wenig und dazu kommt dann noch der tägliche Wahnsinn hier.

Das eine Stunde und ein bisschen nördlich von uns tausende von Menschen ihr Haus und Gut an die Flammen verloren haben war die grosse, schockierende Geschichte als ich Kalifornien am 16. Oktober verlies.  Heute ist der 27. und darüber liest man nichts mehr, selbst wenn man wie ich die amerikanische Presse regelmäßig verfolgt.

Mittlerweile hat der republikanische Senator Jeff Falke (ja der heisst so, auch wenn “flake” im amerikanischen neben der Bedeutung “Flocke” auch einen unzuverlässigen Menschen bezeichnet) aus Arizona angekündigt, dass er sich 2018 nicht mehr zur Wiederwahl stellt, weil er Trump nicht mehr unterstützen kann und den Mund nicht mehr halten kann. Die Idealistin in mir sagt “super, Jeff, gut gemacht!”, die Zynikerin sagt “Du weisst, dass Du die Wahl ohnehin verloren hättest, von daher ist das also nur Augenwischerei.”

Das Repräsentantenhaus hat einem Budget zugestimmt, dass $1.5 Billionen (also deutsche Billionen, amerikanische trillions) z.B. bei Krankenversicherung für Kinder, Alte und sozial Schwache spart und dafür Steuerersparnis, die zur ganz grossen Mehrzahl an die reichsten 1% gehen, verabschiedet und ein riesiges Loch in den Staatshaushalt reisst.  Dann stellen sich die Verbrecher ganz frech vor die Presse und behaupten auch noch, dass es allen nützen würde und die Staatsschulden nicht zunehmen, weil das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird.  Diese Theorie des “Trickle down” (also von oben, den Reichsten, tröpfelt das Geld nach unten und befeuert die Wirtschaft) wurde schon lange von allen Volkswirtschaftlern, die was auf sich halten, für Unsinn erklärt und Kansas ist das lebende Beispiel dafür (auch wenn das Leben dort für die meisten schlecht ist).

der tägliche Wahnsinn

Wer hat die Schulden am meisten in die Höhe getrieben: der von den Republikanern verehrte Ronald Reagan und dann natürlich Bush, der Zweite. Bildquelle

Die besonders dummen im Volk jubeln und behaupten nach wie vor, dass die Republikaner endlich was gegen die von den Demokraten verschuldete Staatsverschuldung machen. Die Graphik zeigt ein anderes Bild.

Verarscht wird man hüben wie drüben

Apropos Verarschen, da habe ich hier in Konstanz eben auch so eine Geschichte erlebt wo uns jemand in offizieller Funktion verkaufen wollte, dass etwas, was ausgesprochen schlecht für uns ist und uns ausserdem eine Menge Geld kosten würde im Ende doch ganz wunderbar für uns sei. Da bin ich mir dann immer nicht sicher, ob ich mich mehr über den beschissenen Sachverhalt aufregen soll oder darüber, dass mich jemand für so blöd verkaufen will.  Aber darüber mehr, wenn es spruchreif ist. Der tägliche Wahnsinn also auch hier.

Noch eine Parallele zwischen Sunnyvale und Konstanz

Ich hab ja schon mal geschrieben, dass es schlimme Parallelen zwischen Sunnyvale und Konstanz gibt, wenn es um den Nachverdichtungswahnsinn geht.  Sunnyvale braucht aus anderen Gründen als Konstanz mehr Wohnraum: wir haben Industrie ohne Ende, Konstanz hat die Uni und FH ausgebaut wie verrückt und ist ein beliebter Altersruhesitz von Leute mit viel Geld.  Nachverdichtung, tut mir leid, dass ich das jetzt so unbarmherzig sagen muss, hilft in keinem Fall.  In beiden Fällen hilft nur bessere Anbindung des Umlandes mit dem öffentlichen Verkehrsnetz und weniger Autoverkehr in den Städten.  So können Leute, die weiter draussen wohnen, einfacher in die Stadt gelangen.  Es wird weder in Sunnyvale noch in Konstanz jemals genug Wohnungen geben, für alle, die hier wohnen wollen.  Das sieht man doch schon daran, dass selbst trotz riesiger Bauverhaben, die Listen derer, die Wohnungen suchen immer länger werden.  Wieso soll das plötzlich anders werden, nur weil man noch irgendwo ein Haus dazwischenklotzt.

Aber eigentlich wollte ich gar nicht über Städteplanung sprechen sondern über Fluglärm. Da haben wir in Sunnyvale jetzt nämlich eine ähnliche Situation wie in Konstanz: die reichen Züricher wollen keinen Fluglärm, also werden die Flugzeuge über deutsches Gebiet geleitet. Die reichen Leute in Atherton, Palo Alto und Menlo Park wollen auch keinen Fluglärm, also soll der Flugverkehr jetzt über Sunnyvale und Cupertino gelenkt werden.

Der tägliche Wahnsinn holt einem ein, egal in welchen Land oder Kontinent.

 

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