Wie schon öfters hab ich mich der naiven Ideen hingegeben, dass zwei Wochen Konstanz ein bisschen Abstand vom täglichen Wahnsinn liefert und wie schon öfters hab ich festgestellt, dass es genau das ist: eine naive Idee. Abstand vom täglichen Wahnsinn in den USA gewinnt man nur wenig und dazu kommt dann noch der tägliche Wahnsinn hier.
Author: Californiagirl Page 9 of 35
In Kalifornien erzähle ich immer allen wie sau-grün alle in Deutschland sind und wie lang schon und wie toll das ist und dass die Amis sich da mal eine Scheibe, aber ‘ne dicke, davon abschneiden können. Jetzt sehe ich leider selber, dass das auch nicht immer so ganz der Wahrheit entspricht.
Philly war zu Besuch. Wie alle meine Freunde ist sie sehr liberal, dazu kommt, dass sie jüdisch ist und von daher dem ganzen Wahnsinn mit noch mehr Beklommenheit und Angst gegenüber steht. Das Abendessen mit unseren schwulen Freunden hat auch nicht geholfen uns zuversichtlicher zu machen. Also sind wir in alte Verhaltensweisen zurückgefallen: nachmittags schon trinken!
Als wir am Montag morgen aus dem Haus sind, um in die Schule zu fahren roch es brenzlig. “Boah” sagte ich zu meinem Sohn “OJ (der ziemlich verrückte Nachbar) hat mal wieder den Kamin angefeuert, der Blödmann!” Dann fuhren wir los und mit einem Ohr – das Kind hat mal wieder nonstop geredet – hab ich vom Verkehrschaos in der Nord-Bay gehört. Auf dem Rückweg – ohne Kindergeschnatter – hab ich dann endlich kapiert: ich muss mich bei OJ entschuldigen. Es war nicht er, der gezündelt hat: Kalifornien brennt.
Ich hab geschrieben und korrigiert und Kommas pfundweise gesetzt und nochmal überarbeitet und das alles geht jetzt schon viel zu lange. Jetzt kommt der nächste Schritt, ich muss den Kommissar Martin und seinen ersten Krimi-Fall aus der Hand geben. Erstmal nur meiner Lektorin – aber das löst schon Trennungsängste aus.
Ich weiss, ich weiss, Multitasking soll man gar nicht. Immer schön eins nach dem anderen, sich auf eine Sache konzentrieren, fokussieren, eine Sache gut können und machen und den Rest anderen überlassen.
Klingt toll, geht aber leider gar nicht. Ein Sache machen, richtig gut und immer wieder – das schaff ich nicht. Ich muss immer viele Dinge tun – aber langsam wird es sogar mir zuviel.
Früher, wenn wir Kinder uns mal wieder wie die Verrückten aufgeführt haben, gab es dafür ein treffendes Wort: Affentheater und in der verschärften Form schon auch mal Affenzirkus. Ich habe vor allem meinen Vater in Erinnerung, wenn ich das Wort höre, solche Ausdrücke kommen meist aus seiner Ecke. Ich hab Jahrzehnte lang nicht mehr an den Affentheater oder -zirkusse gedacht, aber neulich fiel mir der Ausdruck ganz spontan wieder ein.
Wir leben in einem Land und in einer Zeit der Katastrophen Superlativen. Jedes Jahr ist das wärmste seit gemessen wird, jeder Sturm der stärkste seit Menschengedenken, jede Schießerei die tödlichste seit Ewigkeiten. Nach Harvey, Irma und Maria, nach Erdbeben in Mexiko jetzt erneut eine Schießerei, die eher als ungezielte Massenexekution bezeichnet werden muss: 59 tot, über 500 verletzt, zum Teil schwer.
Irgendwann fällt einem zu all dem nichts mehr ein. Irgendwann kann man einfach nicht noch mehr schlechte Nachrichten ertragen.
Trump wollte den Sumpf trockenlegen, den Washington Sumpf von Lobbyisten, Beratern, speziellen Interessen etc.
“Drain the Swamp” war einer der Schlachtrufe seiner Kampagne. Nach 8 Monaten Trump haben wir mehr Sumpf als zuvor und jeder Tage bringt neue Nachrichten von Sumpfigkeit, die man im generellen Getöse fast überhört. Hier sind ein paar Schmankerln in der Hoffnung, dass ähnliche dumme Parolen in Deutschland nicht so freudig und bedingungslos geglaubt werden (obwohl der Wahlerfolg der AfD eher in die anderer Richtung weisst.)