Hallo Konstanz!  Seit 4 Stunden oder so bin ich jetzt wieder in Konstanz.  Zwei Wochen Heimat”urlaub”.  Urlaub in Gänsefüßchen weil ich hier doch viel Zeit beim Zahnarzt verbringen werde – was mir viel Geld ersparen wird aber eben nicht uneingeschränkt als Freude gewertet werden kann.  Es hat allerdings gut angefangen: ein Flug mit Swiss ohne Zwischenfall.

Sonntag morgen noch waren mein Mann und ich noch ein bisschen wandern in einem der vielen Parks auf der Peninsula – in Shorts und kurzärmligem T-Shirt.  Was haben wir geschwitzt.  Fünf Stunden später war ich am Flughafen in San Francisco mit einer Jacke und gefütterten Schuhen und fragte mich, wozu ich das Zeug wohl brauche.

Das Wetter im November – Igitt

Im Landeanflug auf Zürich habe ich es dann erfahren: Temperaturen, um den Gefrierpunkt.  Also Pulli aus dem Koffer angezogen, Jacke zu und los.  Ich gebe es offen zu: mehr als 15 Jahre Kalifornien machen einem wettertechnisch zum Weich-Ei.  Sogar meine Mann, der Österreicher mit Vorliebe fürs Schneezelten, trägt in Kalifornien and kühlen Tagen (also an einem der 10 kühlen Tage im Jahr, oder so) mittlerweile gelegentlich eine Jacke.  Das hätte es vor 10 Jahren noch nicht gegeben.  Kalifornische Weich-Eier eben, wir alle.

Swiss

Die Kapelle im Paradies, auch Kapellele genannt

Ich muss sagen, wieder wettertechnisch, habe ich schon schönere Empfänge hier erlebt: bleigrauer Himmel und Temperaturen, um den Gefrierpunkt – nicht so der Hit. Aber wie alle sagen “was willst Du denn, es ist November in Konstanz!” klar stimmt, aber ….

Diesmal keine Odyssee mit SWISS

Aber sonst war alles gut dieses mal, im Gegensatz zu meinen anderen Erfahrungen mit Swiss dieses Jahr.  Letztes Weihnachten: Koffer für fast 5 Tage verschlampt, kam gerade noch rechtzeitig an, um die Weihnachtsgeschenke noch schnell vor der Bescherung unter den Baum zu werfen.

Im Mai: über 24 Stunden Verspätung, völliges organisatorisches Chaos mit anschliessender Weigerung die fällige Entschädigung zu zahlen.  Ich hab das mittlerweile einer Agentur übergeben, die das eintreiben soll.  Ich bin sonst nicht so, aber die haben es echt übertrieben.

Meine Swiss-Saga

Das lief so ab: Zum Flughafen, eingecheckt im Flugzeug gesessen, nicht geflogen, Verzögerung, kein Grund genannt, mehr Verzögerung, nichts als Spekulationen, nach drei Stunden in einem heissen Flugzeug mit einem kleinen Fläschchen Wasser und einer kleinen Tüte Chips dann: “wir wissen immer noch noch nichts.  Um 23:30 Uhr dann: “ok, wir wissen nicht, ob wir fliegen können und nach vier Stunden müssen wir Euch gehen lassen. Vier Stunden sind jetzt um, also könnt ihr gehen.”

Nach über 4 Stunden die erste Info

Wie, was, wohin?  Wildes Gerenne an den Schalter, das Personal weiss von nichts, versucht um Mitternacht noch Hotelzimmer aufzutreiben.  Immer noch keine Antwort auf die Frage “was ist eigentlich los? Warum können wir nicht fliegen?”  Ein paar vom Personal reden mit ein paar Passagieren auf Schweizerdeutsch, die die des Schweizerdeutschen nicht mächtig sind planen den Aufstand, sie wollen auch informiert werden.  Kann man ja auch verstehen.  Irgendwann ist es dann klar: es war “was Technisches”

Kofferchaos

Mir reicht’s, ich will jetzt nur noch Heim und schlafen.  Ok, heisst es, gerne (dann brauchen sie mir schon kein Hotelzimmer suchen), aber bitte ersten den Koffer abholen.  Am Kofferband herrscht Chaos, einige sind herausgekommen, jetzt steht das Band.  Alle stehen herum, keiner tut was, alle warten.  Ich klettere mit ein paar anderen Verrückten ein Stück das Band hinunter.  Da hat sich ein Koffer verkeilt aber weil  es mittlerweile nach Mitternacht ist fühlt sich keiner zuständig. Oder um genau zu sein, weil es mittlerweile nach Mitternacht ist, ist da keiner, der sich zuständig fühlen kann.  Alle stehen weiter herum und warten und mir platzt der Kragen.  Ich stürme durch die leeren Hallen und grabsche mir den nächsten in Uniform, den ich finden kann.  Ich schildere die Lage und fordere “reparieren, Koffer raus, ich will heim, mir reicht es mit dem Scheiss!”  Es stellt sich heraus, dass es der erste Arbeitstag des armen Kerls ist. Hilft allerdings alles nichts: der muss da jetzt durch.

Jonathan, so heisst der arme Kerl, ist ganz verdattert.  Ich glaube, er will sich absetzen, aber da hat er die Rechnung ohne mich gemacht.  Hoeflich, aber sehr bestimmt, weise ich ihn darauf hin, dass ich an ihm dranbleibe, sozusagen jeden seiner Schritte mitgehe.  Er geht zwei Schritte, ich gehe zwei Schritte – wir machen das noch so dreimal, dann erkennt er, dass ich es ernst meine.  Und flugs, so eine viertel Stunde später, sehen wir dann auch einen Trupp mit Werkzeugen im Anmarsch und irgendwann ächzt das Band und spukt die restlichen Koffer aus.

Nächster Tag – und wieder klappt nichts

Der Rest der Geschichte ist leider auch nicht schnell erzählt.  Am nächsten Tag finden wir uns alle zum vereinbarten Zeitpunkt ein – alle, ausser das Flugzeug.  Wir sollen, schon wieder um 3 Stunden verspätet, endlich um 14:00 Uhr abfliegen. Um 14:00 Uhr sind wir alle da – seit drei Stunden – aber das Flugzeug immer noch nicht.  “Wo ist das Flugzeug?” will ein besonders vorwitziger Reisender wissen. Die erstaunliche Antwort: “wir wissen es nicht.”  Einer, der sich wohl ein bisschen auskennt starrt die Tusse vom Bodenpersonal an und sagt “sie wollen uns jetzt doch nicht ernsthaft sagen, dass Sie nicht wissen, wo ein 100 Millionen Dollar Flugzeug ist?” Doch genau das, will sie uns sagen.  Erstaunlich oder, jedes Buch hat mittlerweile ein RFID tag, aber ein Flugzeug kann einfach so verschwinden oder sich verstecken.

Irgendwann taucht es auf und wir fliegen nach Zürich.  Was sind schon fast 24 Stunden Verspätung unter Freunden?

Entschädigung

Die Geschichte endet hier – nicht. Denn, es gibt ja sowas wie Verbraucherschutz und Richtlinien in Europa.  Nach diesen und der entsprechenden Stelle stehen einem Menschen wie mir Geld zu, für eine Verspätung, die nicht auf höhere Gewalt zurückzuführen ist. Die Webseite der zuständigen Organisation stellt auch noch hilfreich fest, was man unter höherer Gewalt zu verstehen hat:

  • Scheisswetter
  • Streiks
  • Bürgerkrieg und andere Unruhen im Zielland
  • Speziell ausgenommen: technische Probleme

Ich schreibe Swiss, verlange mein Geld und was schreiben die zurück: nee, gibt nix, war ja schliesslich höhere Gewalt.

“Wie bitte?” schreibe ich zurück, “höhere Gewalt?  ist nicht, schaut mal bitte hier, was die Leute, die das wissen, schreiben” – dann zitiere ich die Passage und – hilfreich wie ich bin gebe ihnen auch noch die URL.

Die Antwort war dann sowas wie: wir finden immer noch, dass das höhere Gewalt war.  Dann hab ich den ganzen Kladderdatsch dieser Organisation Airhelp übergeben und jetzt geht das schon seit Monaten.  Die Swiss schuldet mir so ca. 600 Euro!

Im Sommer: wir dürfen keine Sitze reservieren

Im Sommer dann hatten mein Sohn und ich die Sitze am Klo.  Ich wollte ja gerne andere reservieren und hätte auch dafür bezahlt.  Allerdings durfte ich das nicht, reservieren darf man nur, wenn man bei Swiss direkt bucht, nicht über ein anderes Unternehmen.

Swiss

Suppe passt immer nach einem langen Flug im Spätherbst

So, also damit verglichen war der Flug dieses Mal die reinste Freude.  Keine Verspätung, kein Klo, aus dem es stinkt, der Koffer ist auch da und meine Mutter und Freundin standen schon in der Ankunftshalle und winkten, als ich rauskam.  Zu Hause gab es Suppe und Brezeln.  Was will man mehr?  Ausser besseres Wetter natürlich!