Der Schock hält an, aber man kriecht langsam wieder aus den Löchern, in die man sich verkrochen hat. The Show must go on. Die Frage stellt sich: Beschwichtigung oder Konfrontation.
Während die Republikaner noch feiern und Trump sich mit Obama trifft versuchen wir Liberalen immer noch uns zu orientieren. Ist das nicht doch alles ein schlechter Traum? Langsam wird uns klar, nein, es ist kein schlechter Traum, es ist schlechtes Wachsein. Die Frage stellt sich: was tut man jetzt?
Beschwichtigung oder Konfrontation? Wie oft wende ich mich vertrauensvoll zwei Quellen zu: NPR (National Public Radio) für die Nachrichten und Facebook für die Stimmung.
Auf Facebook gibt es die (kleine) Gruppe der ewig Positiven, nach dem Motto “dumm gelaufen, so ist es jetzt, jetzt machen wir das beste draus und glauben einfach mal, dass Trump es schon ganz gut macht, ausser man beweist uns das Gegenteil. Das Volk hat ihn gewählt, jetzt heisst es Zähne zusammenbeissen und hinter der demokratischen Entscheidung stehen.” Die Beschwichtiger also. Noble Ansicht, vielleicht, die ich nicht teilen kann.
Ich Schulde trump nichts
Denn ich gehöre zur Gruppe derer, die nicht findet, dass sie Trump irgendwas schuldet: keine Loyalität, keinen guten Willen, kein einziges positives Gefühl. Er hat während des gesamten Wahlkampfes nichts anderes getan als Menschen wie mich beleidigt; herausgebrüllt, dass meine Werte, also z.B. saubere Luft und das Recht einer Frau über ihren eigenen Körper zu entscheiden, schlecht sind und dass ein guter Teil der Menschen, die hier in Kalifornien die schlecht bezahlte Drecksarbeit machen, deportiert werden sollen. Ob sie seit 20 Jahren hier leben und sich nie was zu Schulden haben kommen lassen scheint dabei unerheblich.
Man weisst auf den versöhnlicheren Ton der Ansprache hin, dass der ganze absurde rassistische Blödsinn über Einreiseverbote für Muslims von seiner Webseite verschwunden ist. Er ist moderater geworden, heisst es dann. Und? Muss ich dafür schon dankbar sein, dass er es einmal über sich gebracht hat eine Rede zu geben, die ein anscheinend nicht ganz so aggressiver Redenschreiber für ihn verfasst hat?
Apropos: der rassistische Blödsinn ist nicht von der Webseite verschwunden. Reuters berichtet gerade, dass es ein technisches Problem war, keine Mäßigung der Position.
Wirklich eine Katastrophe?
Glaub ich immer noch, dass eine Trump Präsidentschaft eine Katastrophe ist? Ja! Und die ersten wirklichen Anzeichen geben mir recht:
Der Chef des Übergangsteam fuer die Umweltbehörde EPA ist ein Klimawandel-Verleugner. Also einer jener Idioten, der nicht an Klimawandel “glaubt” – als ob Klimawandel irgendwas mit Glauben zu tun hätte, anstatt Wissenschaft. Die EPA will er demolieren – der erste Schritt ist getan, der Bock ist zum Gärtner gemacht worden.
Er hat versprochen die Dodd-Frank Wall Street Regulation rückgängig zu machen. Diese sehr lange und komplizierte Gesetz wurde erlassen, um eine Wiederholung der Finanzkrise von 2008 zu verhindern. Wer braucht das schon? (triefende Ironie!)
Newt Gingrich soll einen hohen Posten bekommen, z.B. Aussenminister. Das ist derjenige, der Bill Clinton aus dem Amt schmeissen wollte, weil er eine Affaire mit Monika Lewinsky hatte. Während dieser ganzen Hexenjagd, die Gingrich damals veranstaltet hat, hatte er eine Affäre und betrog seine todkranke Frau. Netter Kerl, oder, und so aufrichtig.
Der NASDAQ heute
Die Aktienmärkte stiegen heute, ausser der NASDAQ, auf dem die ganzen Technologiefirmen gehandelt werden. Aus Silicon Valley hat Trump kein Geld bekommen (oder doch, von Peter Thiel, der soll ja jetzt auch einen Posten bekommen). Die Erklärung ist, das Investoren befürchten, dass Trump aus Rache versuchen wird den grossen kalifornischen Technologieunternehmen das Leben schwer zu machen – und prompt fiel Facebook um 6%. Mark Zuckerberg ist trotzdem stinkreich aber es geht darum, dass die Märkte glauben, dass Trump sich rächen wird. Sehr praesidential, muss ich schon sagen. So viel zum Thema Aussöhnung.
Die Rassisten fühlen sich jetzt stark!
Und sonstwo in den USA: die Rassisten kriechen auch aus ihren Löchern. Jetzt fühlen sie sich stark und schon findet man rassistische Graffiti.
Beschwichtigung? Niemals!