Ok, zugegebenermassen ein weiteres Luxusproblem: das Kind soll in eine private Highschool und ab heute beginnt der Ernst des Lebens, denn ab heute kann man sich bewerben. Bewerben bedeutet leider nicht, dass man denen eine Email schickt und sagt “der Bub, der tät dann gerne zu Euch kommen”, nein das ist ein Prozess und mir wird jetzt schon ganz anders bei dem Gedanken.

Luxusproblem

Wer mich kennt und weiß wie mein Schreibtisch aussieht weiß auch, dass ich im geordneten Chaos lebe. Zettelwirtschaft ohne Ende, 1000 Emails in der Inbox und jede Menge Post-Its mit Daten und Erinnerungen überall.  Erst nach Monaten habe ich mir für mein Etsy-Ladeninventar eine Liste angelegt, wo alles ist, davor hab ich es mir einfach so ungefähr gemerkt.  Was hat dass jetzt mit der Highschool zu tun? Für den Prozess hab ich mir schon vor Wochen eine Exel-Tabelle angelegt und die wichtigen Daten vermerkt.  Die hab ich auch noch im Kalendar mit Vorwarnungen eingetragen.  Das ist nicht normal – jedenfalls nicht für mich.  Da sieht man mal, wie scheusslich ernst ich das nehme – nehmen muss.

Luxusproblem

Jetzt geht es ans Aufsatzschreiben!

Heute war der erste offizielle Tag im Leben dieser Bald-Highschooler-Mutter, ab heute läuft die Bewerbungsfrist! Ich, die ich mal wieder verschlafen habe mich für den Elterninfoabend zur Sexualerziehung anzumelden, war vermutlich der erste Elternteil, die ihren Sohn (es ist eine reine Bubenschule, also nur Söhne, ich bin hier nicht sexistisch in meiner Wortwahl) für den “shadow day” – also einen Tag, an dem man mit einem Schüler dort ein paar Klassen besucht und Fragen stellen kann – angemeldet habe. Ich hatte freie Wahl der Tage, an denen er kommen kann. Das kommt sonst nie vor, wir sind immer die, die im letzten Augenblick noch irgendwo reinrutschen.

Als nächstes habe ich mir die beiden Aufsatzfragen angeschaut, die mein Kind zu beantworten hat.  Machbar, dachte ich, einmal darüber welche Erfindung den Menschen am meisten geholfen hat und zweitens wie er seine Zeit verbringen würde, wenn alle elektronischen Vergnügungen plötzlich nicht mehr funktionieren würden. Beim ersten muss man sich halt was Cooles überlegen und beim zweiten sicherstellen, dass er nicht nur fünf Worte schreibt, z.B. den ganzen Tag Karten spielen. Da muss ich ihn noch etwas bearbeiten: muß ja nicht stimmen, nur gut klingen!

Jetzt geht’s an’s Aufsatzschreiben

Dann kam’s: die Stellungnahme der Eltern. Warum wollen wir unser Kind auf diese Jesuitenschule schicken. Scheiße! Weil sie gut ist und ein gutes Netzwerk aufbaut. Kann ich das sagen oder muss da noch was mit Jesuiten und Jesus rein? Das kann ich nicht, ich nehm die Jesuiten und Jesus in Kauf für die Erziehung.  Wenn ich die gleiche Schule auch ohne Jesuiten haben könnte – sofort, gerne! Ich weiss jetzt schon, dass mein Mann mich anschauen wird und sowas wie “aber Du machst doch Marketing und schreibst den ganzen Tag” sagen wird und das ganze vollumfänglich auf mich abwälzen wird. Ich werde noch schlaflose Nächte mit dieser Frage zubringen.

Der Rest ist nicht schwierig aber jede Menge Aufwand: “akademische Empfehlungen” – also von Lehrern – nur welche?  Ich hatte ja gehofft dass die neue Mathelehrerin eine gute Kandidatin sei, hab aber eben erfahren, dass der letzte Test einen Durchschnitt von so ca. einer 5 hat und sie Punkte für schlechte Haltung (also wenn man schlecht sitzt, nicht eine schlechte Einstellung hat) abzieht. Vielleicht doch eher nicht.  Die Spanischlehrerin ist meiner Einschätzung nach zu faul, um das ordentlich zu machen, also der Englischlehrer … und sonst?

Ich wusste ja, dass das ein elender Aufwand wird, aber jetzt ist es soweit und ich muss mich ernsthaft damit beschäftigen. Luxusproblem, ganz sicher, aber auch ein Luxusproblem ist ein Problem!