Highschool

Nächster Schritt: Highschool

Wie jede gute amerikanische Mutter fang ich jetzt langsam an mir Gedanken zu machen, was mein Siebtklaessler, der im Sommer ja immerhin schon das reife Alter von 13 Jahren erreicht (das mit dem “reif” war jetzt natürlich ironisch gemeint), denn so mit dem Rest seines Lebens anfangen wird.  Schritt 1: die richtige Highschool.

Noch ein Jahr Middleschool, was so ungefähr der deutschen Mittelstufe entspricht, und dann wird es ernst: der Bub kommt auf die Highschool. Das will wohl überlegt sein.  Denn die falsche Highschool bedeutet, dass es schwierig wird ihn in das richtige College zu bekommen, was wiederum seine Chancen auf einen lukrativen Job bei Google oder was auch immer das Google sein wird, wenn er soweit ist, verringert.

Die beiden Optionen sind: öffentlich oder privat.

Öffentliche Highschool

Öffentlich ist einfach, man geht einfach in die Schule, in die man per Wohnort gehört.  Fertig. Auch günstig, kostet nämlich nichts. Wenn man Glück hat ist es eine gute Schule, mit guten, engagierten Lehrern und möglichst wenig Drogen. Da wir hier in Silicon Valley leben ist das mit den Drogen und den schlechten Lehrern meist kein so grosses Problem.  Das Problem ist viel mehr: zu viele gute Schüler. Das klingt jetzt nicht logisch, ist es aber. Die University of California Unis sind zwar teuer aber lange nicht so schlimm wie andere und von daher sehr beliebt.  Sie nehmen die besten 10% jeder Schule.

Highschool

Die stereotypische Tiger Mother. Bildquelle

Wenn man jede Menge Schüler hat, die zu Hause von Tigermüttern und den entsprechenden Vätern zu Hochleistungen angetrieben werden, ist es sehr schwierig zu den besten 10% zu gehören.  Vor allem wenn man, wie mein Sohn, nicht gerade zu denen gehört, die von sich aus Spanischvokabeln pauken. Wir haben Bekannte, die ihr Haus verkauft haben und in eine andere Gegend gezogen sind, weil die Schule in ihrem Wohngebiet zu viele superambitionierte und von Hause unter Druck gesetzte asiatische Schüler hatte. Das nennt man dann “white flight” also die Flucht der Weissen, in dem Fall nicht aus Städten mit miserablen Schulen und Gewalt, sondern aus teueren, hübschen und friedlichen Vorstädten in andere teuere, hübsche und friedliche Vorstädte mit weniger Asiaten in der Highschool.

Unsere Highschool ist angeblich okay.  Die ambitionierten Superschüler wollen alle in eine andere, die einen besseren Ruf hat wie unsere, die eben keinen so ganz tollen hat (natürlich alles relativ, keinen so guten Ruf für einen Bezirk mit einem sehr guten Ansehen).

Soweit so gut.  Aber ….

Private Highschool

Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit das Kind in eine private Highschool zu stecken und da keiner von uns Geld scheffelt wie verrückt muss man sich das sehr gut überlegen.  Das kann richtig Geld kosten.  Ein anderer Bekannter – zugegebenermassen mit sehr viel Knete – hatte beide Töchter in einer Privatschule, die ca. $35.000 im Jahr kostet (pro Kind).  Kein Pappenstiel, selbst hier und für uns noch nicht mal im Traum machbar.

Highschool

Das Science im Regal steht ist schon mal ermunternd. Bildquelle

Bleiben die “religiösen” Schulen und in unserem Fall, die einzige mögliche akzeptable Lösung: eine gute Jesuiten-Erziehung. Für alle, die mich näher kennen und wissen, wie ich zum Thema Religion stehe, klingt das jetzt erstmal absurd.  Aber die Jesuiten sind bekannt für gute Erziehung und ehrlich gesagt ist die Idee, das Kind in einer reinen Budenschule durch die schlimmsten Jahre der Pubertät zu bringen, gar nicht so übel.  Bei der Besichtigung vor einiger Zeit hab ich auch bekannte Wissenschaftsmagazine in der dortigen Bücherei gesehen – schon mal gut zu wissen, dass da Wissenschaft und nicht Religion und Schöpfungsgeschichte gelehrt wird.

Highschool

Kartenspielen gilt wohl kaum als erstens Unterfangen. Bildquelle

Aber erstmal muss man die diese Highschool aufgenommen werden, dazu muss man alle möglichen Dinge nachweisen.  Gute Noten ist eines (wir arbeiten daran) sowie mindestens zwei andere Dinge, die man leidenschaftlich betreibt.  Fechten gilt, aber was um alles in der Welt können wir als zweite Leidenschaft verkaufen?  Kartenspielen, Computerspiele – eher nicht! Dann ist da die Sache mit der gemeinnützigen Arbeit, die man abgeleistet haben soll. Wenn man in einer Kirche ist, kann man da vielleicht was tun, Gemeindesaal aufräumen vielleicht oder am Sonntag nach der Kirche die Kleinen für eine Stunden beaufsichtigen – was weiss ich denn.  Aber was macht eine atheistisches Kind mit 12 an Gemeinnützigem? Ich wollte ihn zur Suppenküche schleppen, dort irgendwas tun – muss man 14 sein und so ähnlich lief das mit allem, was mir einfiel.

Highschool

Schritt 1: Sukkulenten eintopfen, später kommen noch Muttertags-Gratulation-Schildchen dran.

Jetzt kochen wir halt mal wieder uns eigenes Süppchen, statt in der Suppenküche mitzumischen: das “arme Kind” wir jetzt von seiner deutschen Tigermutter gezwungen, Dinge zu basteln, die wir dann vor dem Muttertag verkaufen wollen und das Geld geht dann an eine Schule in Laos.  Die kaufen Fahrräder davon (oder Fahrrad – je nachdem), damit die Kinder, die weit weg wohnen nicht laufen müssen, vor allem nicht, wenn sie abends Schule haben.

Na ja, so tut jede Tigermutter was sie kann, um den Nachwuchs in die richtige Highschool und danach in das richtige College zu bekommen.

Ich geh jetzt mit dem Buben basteln ….