Legal arbeitenAngefangen hab ich mit einem Studentenvisum mit dem ich ein Jahr lang legal arbeiten konnte.  Danach hatte ich ein H1B, was der Leibeigenschaft sehr nahe kommt, dann eine Greencard.  Ein langer, schwieriger und teuerer Weg, den ich hier beschreibe.  Später kam dann noch die Staatsbürgerschaft – aber dazu ein andermal.

Als ich 1997 nach Boston kam hatte ich ein Studentenvisum, damit durfte ich studieren und an der Uni ein bisschen nebenher arbeiten – hab ich dann auch getan, als TA also teaching assistant im Marketing Department.

Mit diesem F1 Visum durfte ich nach dem Studium noch ein Jahr legal arbeiten. Danach brauchte ich ein H1B Visum, dass die Firma beantragen musste.

Damals gab es noch deutlich mehr H1B jedes Jahr, mittlerweile sind es nur noch 65,000.  Die sind wenige Tage nachdem die Periode losgeht, in der diese Visa beantragt werden können, auch schon wieder weg.  Wahrscheinlich sind davon 63,000 Leute, die von irgendwelchen Silicon Valley Firmen als Programmierer angestellt werden.

Legal Arbeiten: H1B Status

Als H1B ist man mehr oder weniger ein Leibeigener.  Die Firma beantragt das Visum und als H1-B Mensch kann man nur bei dieser Firma arbeiten.  Die Firma muss nachweisen, dass sie keinen Amerikaner oder anderen legalen Immigranten im Land finden kann, der den Job machen kann.  Nachdem das alles über die Bühne ist und man das Visum hat kann man nur für diese Firma arbeitet, verliert man den Job, verliert man auch die Aufenthaltserlaubnis.

Logischerweise stärkt das nicht die Verhandlungsposition, wenn es um Gehaltserhöhungen geht, oder die Extra-Arbeit, die übers Wochenende erledigt werden muss, oder den Urlaub, den man kurzfristig absagen muss, weil es mal wieder hoch hergeht.

Jeder Trip ins Ausland ist eine Zitterpartie: hat man bei der Einreise wieder Ärger? Fragen sie einem wieder aus, nach der Arbeit und was man genau macht (“meine Firma baut … soll ich das mal kurz ganz genau erklären?  Also, man zerschiesst die Moleküle und …”  “Nein, danke, ist schon gut”)  und wo man wohnt, etc.

Nach drei Jahren ist das Visum abgelaufen.  Dann muss man das Land verlassen und in einer amerikanischen Botschaft im Ausland den Erneuerungsprozess durchlaufen.  Wenn man die Firma wechselt muss man das auch machen.  Ich war einmal in Bern – weil es die nächste Botschaft von Konstanz aus ist, und musste mir eine Standpauke anhören (von den Schweizer Angestellten dort) dass ich das nächste mal nicht die Botschaft in der Schweiz belästigen soll, sondern gefälligst nach Frankfurt zu pilgern habe.

Das zweite Mal bin ich nach Vancouver geflogen und hab mit 100ten anderer an einem kalten Morgen vor der Botschaft gewartet, bis sie uns in Gruppen reingelassen haben.  Wieder wurde ich ausgefragt über Arbeit und so.  Das wäre alles nicht so schlimm, ich weiss ja was ich tue, aber trotzdem sitzt einem die Angst im Nacken: was wenn der/die schlecht geschlafen hat und eine Scheisslaune hat?  Können die mir den Lappen vorenthalten?

Das Schlimmste war eine Kündigung aus heiterem Himmel, 1/3 der Firma musste gehen, u.a. mein ganzer kleiner Bereich.  Es war mitten in der 2000/2001 Rezession. Ich glaubte, meine Stunde hätte geschlagen. Die Firma zeigte sich hilfreich (oh, das mit dem Visum haben wir gar nicht gewusst/vergessen) und hat meine Kündigung etwas herausgezögert.  Ich hatte so ca. 2 Wochen eine neue Stelle zu finden und anzutreten.  Keine einfache Sache, aber ich habe es geschafft.

Greencard

Das Ende war dann aber in Sicht, nach 6 Jahren ist Schluss mit H1B und somit mit dem legal arbeiten.  Ich brauchte ich eine Greencard.  Die meisten bekommen sie über die Firma.  Meine war zu klein, wollte sich die rechtlichen Probleme/Kosten/extra Arbeit nicht an die Backe nageln.  Das bedeutet nämlich noch mehr nachweisen, das es wirklich und ganz ehrlich, grossen Ehrenwort, niemand gibt, der den Job auch nur annähernd machen könnte.

Da blieb nicht viel.  Ich habe dann – es war wirklich die einzige Möglichkeit, die blieb –  einen national interest waiver Antrag gestellt.  Ich musste nachweisen, dass meine Arbeit in den USA im nationalen Interesse ist.  Keine leichte Sache.  Ich hab damals, das war so 2004 herum an der Entwicklung eines billigeren AIDS Test mitgearbeitet, nicht im Labor, aber als Projektleiterin.  Dadurch hatte ich gute Beziehungen zu Professoren und Wissenschaftlern sowie einigen Leuten in den entsprechenden staatlichen Stellen.  Mindestens 10 von denen haben für mich Briefe geschrieben und meinen Antrag unterstützt.  Dann noch ein paar Geschäftsleute, der Geschäftsführer der Firma sowie ein oder zwei Biotechnologie-Investoren, die sagten, dass man solche wie mich immer brauchen kann.  Es dauerte gefühlte 100 Jahre, bis das durch war, ich musste nochmals mehr Briefe bringen, hier was ausfüllen, dort was nachbessern aber am Ende habe ich die Karte dann doch erhalten.

Die Greencard ist nicht nicht mal grün, sondern eher pink.  Man sagt, sie heisse Greencard weil es soviele der grünen Dollars braucht, bis man sie hat.

Legal arbeitenMit der Greencard kann man erstmal aufatmen.  Man kann arbeitslos sein, man kann relativ einfach einreisen und sie ist nicht zeitlich beschränkt.  Nachteile: wenn man länger als 6 Monate das Land verlässt verliert man sie und wenn man – irgendwann einmal in der Zukunft – etwas an sein Kind vererbt zahlt der arme Kerl hohe Erbschaftssteuern.

Also musste die Staatsbürgerschaft her – aber davon ein andermal.