Alle Nationalparks, die ich bislang besucht habe waren toll und einzigartig, aber Bryce ist echt speziell. Klein und leicht zu erkunden ist er auch sehr beliebt, selbst im Winter, wenn es dort, auf fast 8000 Fuss – und damit ca 2400 Meter Höhe – empfindlich kalt werden kann. Bryce muss man am Abend sehen, oder am Morgen, wenn die roten Sandstein “Hoodoos” besonders schön leuchten.

Bryce vergisst man nicht, wenn man ihn einmal gesehen hat. Bryce ist anders als die anderen. Nicht so überwältigend wie Yosemite oder Grand Canyon, nicht so grandios wie Zion, nicht von einer kargen Schönheit wir Joshua Tree oder Grand Staircase Escalante. Bryce ist das Neuschwanstein unter den Naturschönheiten: kapriziös, ungewöhnlich und fast ein bisschen übertrieben. 

Besuch in Bryce Canyon: Gutes Timing ist Wichtig

Die zwei beliebtesten Aussichtspunkte in Bryce Canyon sind Sunrise und Sunset Point. Das deutet schon darauf hin, wann man den Park besuchen soll: morgens oder abends, wenn die Sonne tief steht und das Licht warm ist. Unser Plan stellt sich als gut heraus: am späten Nachmittag anreisen, den Sunset Point anfahren und mit Kamera bewaffnet die Gegend erkunden. Bryce Canyon heisst nicht nur so aus Jux, es ist ein Canyon und die Hauptaussichtspunkte liegen, ähnlich wie beim Grand Canyon, oben am Rand. Man kann also ohne allzu große Anstrengung den “Rim Trail” entlang des Randes nehmen und die Aussicht geniessen.

Was man vom Rand aus sieht ist das: 

Bryce

Gestreifte Hoodoos leuchten im Abendlicht. (c) Tina Baumgartner

Diese dünnen zwischen manns- und hochhaushohen Steintürme, Hoodoos genannt, erstrahlen in Farben zwischen weiss, gelb, orange und pink und schliessen oben oft mit einer dicken “Steinkappe” ab.  Zur Entstehungsgeschichte nur soviel: vor so ca. 40 Millionen Jahren war die Gegend ein See. Schichten verschiedenen Gesteins wurden über die Jahr Millionen abgelagert, was den Steintürmen ihre Streifen und die unterschiedliche Härte verleiht. Nachdem der See verschwunden war, began Erosion die Hoodoos zu formen.  Das weichere Gestein erodiert schneller und so erklären sich die dicker und dünner werdenden Türme. Die Erosion wird vor allem vom gefrierenden Wasser gefördert: pro Jahr gefriert und taut Wasser in Bryce ca. 200 mal. Wasser dringt tagsüber in engste Risse ein und wenn es nachts gefriert dehnt es sich bis zu 10% aus und macht so Risse immer breiter. Je weicher das Gestein, desto schneller werden Steinsplitter abgesprengt und die Risse tiefer und breiter. Das Ergebnis ist dann Bryce Canyon, der in seiner Hoodoo Dichte einmalig ist. 

Wandern in Bryce Canyon
Bryce

Der Ausschnitt zeigt die beliebtesten Punkte in Bryce.

Bryce

Bryce nach Sonnenuntergang
(c) Tina Baumgartnrt

Eine schöne, kurze und nicht anstrengende Wanderung führt vom Sunset Point zum Inspiration Point (der obere Inspiration Point bietet einen exzellenten Ausblick, aber wenn man müde ist tut’s der untere auch). Ich geh nicht gern im Dunkeln, da ich dann eigentlich nicht mehr gehe, sondern eher blind herumstolpere, was an Rändern von tiefen Canyons immer eher unangenehm ist, aber empfehle trotzdem den Sonnenuntergang abzuwarten und dann noch so ca. 15 bis 20 Minuten zu bleiben.  Es ist noch hell genug, um nicht all zuviel zu stolpern und die letzten Sonnenstrahlen erleuchten die Wolken und Hochplateaus in einiger Entfernung in allen Tönen von orange und pink.

Bryce

10 Minuten spater gibt es immer noch genug Licht zum fotografieren und wunderbare Farben.
(c) Tina Baumgartner

Übernachten kann man in Bryce Canyon City, das ist keine Stadt, sondern ein paar Hotels/Motels.  Nichts Umwerfendes aber sehr nah zum Canyon gelegen und praktisch, wenn man am nächsten Morgen dann doch noch in den Canyon hineinwandern möchte.  Es gibt Wanderpfande von kurz bis lang aber eines ist allen, ausser dem “rim trail”, gemeinsam: erstmal geht’s bergab. Lohnt sich trotzdem, auch wenn man die ganze Zeit denken muss “Scheiße, da muss ich ja wieder hoch!” Nach dem steilen Bergab findet man sich zwischen den Hoodoos wieder und kann mehr Bilder machen, als man sich jemals wieder ansehen wird. Aber das haben solche Aufenthalte in Nationalparks ohnehin alle gemeinsam.

Ein Wort der Warnung noch: Bryce ist beliebt, gerade weil man auch mit fußlahmen Freunden oder Verwandten was zu sehen bekommt. Wie immer, wird’s deutlich ruhiger, wenn man in den Canyon hineinwandert aber auch da ist relativ viel los.  Wenn möglich wurde ich einen Besuch unter der Woche planen und um Wochenenden, vor allem lange, einen grossen Bogen machen. 

Mehr Bilder sind hier.