Eine Konstanzerin in Kalifornien

Category: Konstanz

Altes und Historisches in Kalifornien

Das Muenster in Konstanz, älter als sich die meisten Amerikaner vorstellen können.

Das Muenster in Konstanz, älter als sich die meisten Amerikaner vorstellen können.

In Konstanz gibt es Altes und Historisches – in Massen und praktisch an jeder Ecke. Ein Haus von vierzehnhundert irgendwas – nichts Außergewöhnliches! In Konstanz haben sich ja schon die Kirchenobern vergnügt und nach vier Jahren dann auch endlich einen Papst gewählt, als Amerika noch ganz den Indianern gehörte. Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren einmal ein paar Verwandten, die aus Los Angeles angereist waren, erklärt hab, dass die 1361 auf dem Haus nicht die Hausnummer ist, sondern das Jahr in dem das Gebäude erbaut wurde. Sie wollten es erst nicht glauben.

Lieblingsplätze in Konstanz und Umgebung

LieblingsplätzeJedesmal, wenn ich nach Konstanz komme, was in letzter Zeit relativ häufig der Fall war, gibt es ein paar Lieblingsplätze die ich aufsuche und ein paar Dinge, die ich unbedingt tun muss.

Natürlich höre ich immer gern von neuen potenziellen Lieblingsplätzen und –aktivitäten würde mich über Vorschläge freuen.

Obersee-Umrundung mit dem Fahrrad

Halb Deutschland und, wie es scheint, auch große Teile der Bevölkerung anderer europäischer  und außer-europäischer Länder haben schon per Fahrrad den Bodensee umrundet. Als gebürtige Konstanzerin hab ich das noch nie geschafft. Jedenfalls nicht den Obersee und nicht bis zu diesem Sommerurlaub.

Es ist ja immer das gleiche, man lebt am Bodensee (oder kommt zumindest oft dorthin) und kann das mit dem Radeln ja auch noch im Herbst angehen, oder im nächsten Frühjahr, oder wenn das Knie nicht mehr so weh tut oder das Kind größer ist oder mal irgendwelche radfahrenden Bekannten, Verwandten oder Freunde zu Besuch sind. So geht das dann für Jahre – Jahrzehnte – und der See bleibt unumradelt.

Ist ja auch nicht nur mit dem Radeln und dem Bodensee so. Ich war noch nie auf Alcatraz, jeder Tourist, der mehr als 24 Stunden in San Francisco verbringt, macht die Alcatraz-Tour. Aber ich, na ja, ich kann ja auch noch nächstes Frühjahr gehen.

Zurück zum Bodensee: dieses Jahr war es mein guter Vorsatz den See zu umradeln, mit Freundin und Kind in so ca. 3 Tagen. Wir haben das dann abgespeckt auf Obersee-Umrundung in zwei Tagen, den Rest hatten wir ja schon in Etappen verschiedentlich gemacht.

Da die Zeiten von kleinen Zelten und harten Matten irgendwie vorbei sind hab ich uns ganz luxuriös ein Pensionszimmer in Bregenz besorgt. Und so sind wir losgeradelt, mit wenig Gepäck, jeder Menge Gummibären und anderen Süßigkeiten um auch einen müden und gelangweilten 12-jährigen bei Laune zu halten, etwas Flickzeug und jede Menge Hoffnung, dass uns schon keine größere Panne passieren würde und wenn ja, sich sicher jemand der zwei Frauen und des Kindes erbarmen

Wir sind an einem Montag los – was sich als sehr vernünftig herausgestellt hat – es war deutlich ruhiger als es am Wochenende gewesen wäre.

Fischernetze am Obersee

Fischernetze ausgelegt am Obersee bei Romanshorn

Der erste Tag war super. Klar, der Hintern tat nach so ca. 50 km schon ordentlich weh aber man tut ja was für die Gesundheit und zweitens kann man sich dann am Abend so ganz ohne schlechtes Gewissen ein Schnitzel und eine Riesenportion Pommes reinziehen und dann noch ein Eis nachlegen. Ist ja auch was wert!

Ich fand es wieder Erwarten gemütlich am schweizer Ufer entlang, abgesehen von ein paar Stellen, wo man ein Stückchen hoch muss, was dann immer gleich zu kindlichem Protestgeheul führte, war es flach und angenehm. Auf die Gefahr hin ein paar Leute zu beleidigen: ich find die moderne schweizer Architektur zum Teil sehr gewöhnungsbedürftig, aber so hat man mindestens was zum Lästern.

In Romanshorn befürchtete ich eine längere Diskussion zum Thema „man könnte ja jetzt einfach die Fähre nehmen und nach Friedrichshafen übersetzen und sich so die ganze Anstrengung sparen”, sie kam nicht. Offensichtlich hatten wir bei der ersten Pause kurz vor Romanshorn genug Gummibären in das Kind hineingestopft, dass er sich stark und energiegeladen fühlte.

Altenrhein am Oversee

Altenrhein – bald haben wir das Tagesziel erreicht

Am schönsten fand ich das letzte Stück, vom Altenrhein nach Bregenz, vielleicht einfach weil ich es noch nie wirklich gesehen hatte und vielleicht weil das Ziel in greifbare Nähe gerückt war.   Die einzige Enttäuschung kam auf einem österreichischen Badeplatz: mein Sohn, von seinem österreichischen Vater schon früh zum Almdudler trinken verführt (und Almdudler ist was, was man in Kalifornien eher sehr selten findet) bestellte voller Vorfreude einen „Almdudler gespritzt auf eine Halbe“ und war herb enttäuscht, als es das nicht gab. Eine längere Diskussion zum Thema „was hat Voralberg eigentlich in Österreich verloren, wenn es hier noch nicht mal an jeder Ecke gespritzten Almdudler gibt?“ entbrannte und wurde schließlich durch das Bestellen eines Eisbechers und ein bisschen Schwimmen im Obersee beigelegt.

Obersee bei Bregenz

Abendstimmung in Bregenz

Bregenz, muss ich sagen, hat mir sehr gut gefallen. Ich glaub ich war hier so ca. 2 mal in meinem Leben und hab dort also deutlich weniger Zeit verbracht als in Südafrika, Mexiko oder Indien. Die buchtartige Lage, die Promenade am See entlang – fand ich alles sehr hübsch.

Natürlich hab ich mich gleich wieder beim Wirt zum Arsch gemacht, weil ich ihn fragte, wie man den an besten an die See-Promenade kommt. Scheint so, dass die Bregenzer das nicht als Promenade bezeichnen und den Ausdruck extrem merkwürdig finden.

Lindau am Obersee

Lindau, auch eine (Rad)Reise wert.

Am nächsten Tag gings zurück über die deutsche Seite. Das war deutlich weniger angenehm. Weite Teile der Strecke führen nicht am See entlang, ständig muss man ins Hinterland, durch Camping-Plätze, durch Wohnsiedlungen, Hügel hoch, Hügel wieder runter und dann ab Friedrichshafen an der B31 entlang. Klar Fahrradweg und alles, aber in Hagnau hatte ich dann doch den Eindruck genug Abgase für die nächsten drei bis vier Jahre eingeatmet zu haben und den See hatte ich kaum und wenn, dann nur aus einiger Entfernung gesehen.

Meersbur am Obersee

Blick von der – spaeteren – Faehre auf Meersburg

Wie immer war die Fahrt mit der Fähre von Meersburg nach Konstanz ein Höhepunkt. An einem fast wolkenlosen, sonnigen Sommertag kann man auf der Fähre den See richtig genießen. Wenn es sich die Angestellten nur nicht zur Angewohnheit gemacht hätten einem die Schranke genau vor der Nase zuzuhauen. Sie sahen uns mit dem Fahrrad anhecheln sowie eine Gruppe rennender Fußgänger, und als wir alle so ungefähr 50 cm vor der Schranke entfernt waren wurde sie runtergelassen mit dem Hinweis, dass ja wieder eine ginge – dann gleich mal irgendwann.

Trotzdem wars schön und nächstes Jahr, finde ich, sollten wir doch den ganzen See, nicht nur den Obersee, in Angriff nehmen. Schon deshalb, weil ich dann an zwei oder drei Abenden eine Riesenportion Pommes ohne schlechtes Gewissen verdrücken kann.

 

 

Meine Freunde in Konstanz Finden Mich Peinlich

Wenn ich in Konstanz mit Freunden in ein Restaurant oder auch nur in die Eisdiele gehe macht sich grosses Unbehagen breit sobald ich die Karte ergreife. Dann kommt die Bedienung und ich sage sowas wie “also, ich hätte gerne die Pizza Nummer 8, aber ….” weiter komm ich meistens nicht, bevor zumindest eine die Augen verdreht und nicht zu leise murmelt “jetzt geht das schon wieder los”.

Selbst bei einer Wurstbude kann man noch was umbestellen - wenn man sich nur bemüht :-)

Selbst bei einer Wurstbude kann man noch was umbestellen – wenn man sich nur bemüht 🙂

Ich wollte, ich geb’s ja zu, mal wieder die Pizza Nummer 8 aber eben mit Spinat statt Pilzen, oder Feta statt Gouda, oder den kleinen Salat ohne Zwiebeln oder den Eisbecher ohne Amaretto-Sauce. Ganz normal für mich, jeder bestellt immer was um in einem kalifornischen Restaurant, vom 5 Sterne Restaurant (okay, das kann ich jetzt nicht aus eigener Erfahrung behaupten) bis hin zur vietnamesischen Suppenküche.  Man ist schon fast verpflichtet was umzubestellen – das geht einem ins Blut über, da kann man dann nicht so einfach mir nichts, Dir nichts mit dem Umbestellen aufhören nur weil man zwischendrin für 12 Stunden im Flugzeug sass, wo man gar nichts umbestellen kann (ausser man reist Business Class – oh, die Glücklichen).

Essen, Kalifornien, Restaurant, Konstanz

Ich nehme dann den Burger, aber ohne das rote Zeug und mit Extra-Pommes, keine Majo aber mehr Ketchup, und zwei Scheiben Tomate – das ist ganz normal in Kalifornien

Und So läuft es in Kalifornien

Der einzige Grund, nichts umzubestellen ist, wenn man eh schon 30 Optionen geboten kriegt.  Das sieht am Beispiel eines Burgers so aus:

Gast: “Ich nehme dann den Cheeseburger”

Bedienung: “das Fleisch durch, halb durch oder roh?”

Gast: “halb durch”

Bedienung: “Fritten, Salat, Gemüse oder eine kleine Suppe als Beilage?”

Gast: “Fritten” (was sonst? Ehrlich!)

Bedienung: “normal, gelockt, mit Knoblauch oder lieber frittierte Zwiebelringe?”

Gast: “normal”

Bedienung: weisses Brötchen, Vollkorn, Ciabatta (noch drei Optionen, die man schon nicht mehr versteht)

Gast: “aehm, also, Vollkorn – denk ich”

Bedienung: “Gouda, Cheddar, oder Monterey Jack”

Gast: “hmm, egal, … Gouda”

Bedienung: “eine oder zwei Scheiben”

Gast (seufzt): “zwei”

Bedienung: “da gehört ein Getränk dazu: Cola, Cola Light, Sprite, Wasser, (noch sieben bis acht Optionen)”

Gast: “Cola Light” (man achtet ja auf die Kalorien!)

(noch eine Anmerkung: ein kaltes Getränk wird mit Eis serviert – immer.  Vielleicht nicht im Winter in Alaska, aber selbst da bin ich mir nicht sicher.  Wenn man also kein Eis will muss man das sagen – danach wird man nicht gefragt.)

Je nachdem, wie aufwendig das Gericht ist, kann das noch eine ganze Weile so weiter gehen und mit der Zeit einigermassen nervig werden.

Also liebe Konstanzer und andere deutsche Freunde: bitte habt Geduld mit mir, ich will niemanden ärgern und auch die Bedienung nicht an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben.  Ich verhalte mich nur, wie eine Kalifornierin im Ausland.

 

 

Hallo aus Kalifornien

Seit über 15 Jahren lebe ich in Kalifornien, zuerst, wie viele Neuankömmlinge, in San Francisco, eine wunderschöne Stadt, die aber erstens sehr teuer und zweitens sehr anstrengend ist.  Nachdem die anfängliche heisse und bedingungslose Liebe zu San Francisco einer etwas emotionsloseren Einschätzung gewichen ist lebe ich nun in einer der Städte in Silicon Valley, so ungefähr eine Stunde südlich von San Francisco (bitte nie “Frisco” sagen, da zucken alle Einheimischen entsetzt zusammen).

Kalifornien, Golden Gate

Kalifornien wie man es kennt und liebt.

Kalifornien ist wunderschön, es gibt alles: Hügel und Weinberge in Napa Valley, Steilküsten entlang des Highway 1, wilde Bergen in der Sierra Nevada, Meer und Seen, Sandstränden in Südkalifornien, Wüste in Südosten, fruchtbares Ackerland im Central Valley, grosse Städte, kleine Nester, 8-spurige Autobahnen und holperige Waldwege, Riesenfirmen und alternative Kommunen, Palmen und Sequoias, Leute aus allen Ländern dieser Welt, Reichtum, Armut, Schönheit, Eitelkeit, Selbstlosigkeit, Sushi, Schnitzel, Sonne und leider zu wenig Regen.

In diesem Blog möchte ich Euch “mein” Kalifornien zeigen, Plätze vorstellen, die nicht in jedem Reiseführer stehen, ein bisschen über Sitten und Gebräuche reden und über die amerikanische Sprache (ja, natürlich sprechen wir hier englisch, aber eben eine besondere Art mit ihren eigenen speziellen Ausdrücken).  Ein Blog für alle, die Kalifornien bereisen wollen, oder schon mal hier waren und gerne hin und wieder eine kleine Dosis “California” geniessen wollen.

Natürlich darf in diesem Blog auch Konstanz oder allgemeiner der Bodensee nicht fehlen.  Da komm ich her und den besuch ich jedes Jahr mindestens einmal.  Nach so vielen Jahren im Ausland finde ich immer wieder etwas Neues, Unbekanntes und Aufregendes am Bodensee.

Hier also der Blog einer Konstanzerin über Kalifornien und einer Kalifornierin über Konstanz.

 

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