WeihnachtsgeschenkDas größte, beste, fetteste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten für die Amerikaner sollte es werden. Historisch, wurde uns versprochen, nie dagewesen, unerhört groß und wunderbar. Eine Steuerreform, wie man sie sonst nur im Märchen findet und auch da eher selten, weil niemand in der Geschichte der Menschheit sich je etwas so Tolles hat vorstellen können.

Historisch wurde sie dann auch – unerhört auch. Das mit dem Wunderbar beschränkt sich allerdings auf eine extreme kleine Gruppe: die reichsten 0.1% des Landes und Firmen. Der Rest zieht mal wieder die Arschkarte. Mein Bub ist zwar erst 13 aber ich kann mir jetzt schon seinen Sohn oder seine Tochter vorstellen, genauso neugierig und nicht auf den Mund gefallen, der/die mich verständnislos ansieht und fragt “aber Oma, wie konnte sowas passieren? Wie konnten die gewählten Vertreter des Volkes über 80% desselben so verarschen und solche unglaublichen Lügen erzählen und diese Steuerreform durchdrücken?”  – Ich hab noch ein paar Jahre mir die Antwort auf diese Frage zu überlegen, den ehrlich gesagt parat hab ich sie nicht.

Ich weiß wie es alles anfing, genauso wie alles momentan anzufangen scheint: mit Lügen und der Idee, dass eine Lüge, wenn sie nur groß genug ist und oft genug erzählt wird irgendwann als Wahrheit akzeptiert wird. Die größte Lüge ist Trump selber, der im Wahlkampf die beste, größte (etc. weitere Superlative bitte selbst einsetzen, das wird mir zu blöd) Steuerreform versprochen hat. Vor allem der vielgepriesenen Mittelstand sollte profitieren, denn der Mittelstand, das sind nette Leute wie wir, die Wählen gehen und die man von daher ein bisschen verwöhnen sollte. Für die Armen sollte auch was abfallen, aber die zahlen eh nicht viel Steuern, also gibts auch eher wenig. Und Trump hat immer wieder behauptet, dass diese Steuerreform ganz verheerend schlecht für ihn sein wird und wie sich seine Steuerberater schon jetzt alle kollektive die Haare raufen ob solcher Selbstlosigkeit.

Weihnachtsgeschenk

Nicht tröpfeln, geradezu sintflutartig sollte das Geld nach unten fliessen. Blödsinn.

Und Jobs, ja Jobs sollte sie schaffen, die Weihnachtsgeschenk-Steuerreform, Geld sollte massenweise aus dem Ausland zurück in die USA geschafft werden – wegen weniger Steuern – und was würden die Firmen alle investieren und supertoll bezahlte Jobs schaffen. Geradezu sintflutartig sollte all das viele schöne Geld von oben nach unten tropfen und alle glücklich machen. Dann, das jedenfalls scheint die Trump’sche Hoffnung gewesen zu sein, würde das Volk wie aus einem Mund den weisen und gütigen Führer loben und spontan Paraden in seiner Ehre abhalten.

Kein Weihnachtsgeschenk, eher ein Kuckucksei
Weihnachtsgeschenk

Es geht schon noch größer!

Im wirklichen Leben haben die Republikaner im Haus und im Senat ohne Rücksicht auf Verluste die Agenda ihrer superreichen Geldgeber durchgedrückt. Da ging es nie um die viel-gepriesene Durchschnittsfamilie, jedenfalls nicht um die Durchschnittsfamilie ohne Besitzanteile and  kommerziellen Immobilienfirmen, ohne größere Investitionseinkünfte und Golfplatz-Anteile.  Schon seit einiger Zeit ist bekannt, so was verbreitet sich ja heute rasend schnell über die sozialen Medien, dass die Republikaner von ihren Mega-Geldgebern, also z.B. den Koch-Brüdern, die Pistole auf die Brust gesetzt bekommen haben: Steuerreform zu unseren Gunsten oder keine Knete mehr für eueren Wahlkampf. Was zählen in solchen Situationen noch Versprechen oder abstruse Verantwortung oder Moral? Rein gar nichts! Da setzt man sich dann hinter verschlossene Türen und schustert ein Machwerk zusammen, dass in 10 Jahren die Staatsschulden um 1.5 Billionen Dollar erhöhen wird und dessen Vorteile zu über 80% an die Reichsten der Reichen und Firmen geht. Dann setzt man Leute aus den eigenen Reihen, die noch ein bisschen aufmüpfig waren unter Druck damit sich brav auf Schiene kommen und stimmt irgendwann auch Mitternacht ab, nachdem man bis so ca. 5 Minuten vorher noch mit den letzten Lobbyisten verhandelt hat, und ihre Wünsche und Forderungen noch schnell in Handschrift an die Ränder der schon gedruckten Seiten geschrieben hat.

To add insult to injury – wie man hier so schön sagt, also die englische Version von “wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen (wörtlich: der Verletzung eine Beleidigung hinzufügen) – stellen sich die gewissenlosen Verbrecher dann auch noch vor die Mikrophone oder publizieren ihre Mitteilungen in denen Dinge stehen wie “historische Steuerreform”, “Weihnachtsgeschenk an Amerika” “Job-schaffende Steuerreform” und am schlimmsten “das Wirtschaftswachstum wird dafür sorgen, das die Reform nichts kostet” und “all die viele Leckerli werden von oben nach unten tröpfeln und alle beglücken”. Diese sogenannte “Trickle down” Theorie ist reine Ideologie. Immer wieder, zuletzt in Kansas, hat sich gezeigt, dass das nicht funktioniert. Firmen stellen keine Leute ein, weil sie Geld haben, sie stellen Leute ein, wenn sie Leute brauchen. Wenn sie zuviel Geld haben dann tun sie damit tolle Dinge wie: Dividenden bezahlen oder ihre eigenen Aktien zurückkaufen, um den Aktienwert hochzuhalten. Dann kriegt die Chefetage auch wieder einen dicken Bonus, wegen des schönen Aktienkurses. Unten ankommen tut fast nichts.

Erstunken und erlogen, die gesamte Geschichte, vor allem die Trump gewählt haben, haben sich selbst in den Fuss geschossen, wenn nicht Schlimmeres. Sie haben einem Populisten geglaubt, der den Sumpf trockenlegen wollte und ihnen weniger Steuern versprochen hat. Statt dessen haben sie einen Sumpfmonster gewählt, das keines seiner Versprechen hält und das vermutlich nicht nicht mal kapiert, sich aber mit gewissenlosen anderen Sumpfmonstern umgibt, denen es nur darum geht sich selbst, ihre Familien und Freunde noch reicher zu machen.

Als Demokraten bleibt uns jetzt die Aufgabe, das vor der nächsten Wahl im November 2018 allen und jeden wieder und wieder mitzuteilen  allen zu Ohren zu bringen. Nach letzten Umfragen lehnen mehr als 90% die Steuerreform als schlecht ab – wenn das mal kein beschissenes Weihnachtsgeschenk war!