Die präsidentiale Phase von #45 hat so ca. 48 Stunden gehalten, dann hat Der alte Trumper wieder einen völlig paranoiden Twitter-Sturm entfacht und komplett aus der Luft gegriffenen Blödsinn verbreitet.  Diesmal, dass Barak Obama angeordnet hat ihn im Vorfeld der Wahl abhören zu lassen. Natürlich ohne Beweise – ein neues Tief in der ohnehin schon sehr tief angelegten Geschichte eines Verrückten im Weissen Haus.  Der alte Trump ist zurück, oder genauer gesagt, der alte Trump war immer da, nur hat er sich eine kurze Zeit lang versteckt.

Der alte TrumpDer alte Trump In einem Sturm von Tweets hat Trump Obama beschuldigt ihn abgehört zu haben und zwar in seinem heiligen Trump Tower vor der Wahl.  Wie immer, wenn die Verrücktheit überhand nimmt hat er alle möglichen Blödsinn von sich gegeben ohne auch nur einen Hauch eines Beweises zu haben. Zwei der Tweets hab ich hier wiedergegeben.

Im ersten behaupte er, dass Obama ihn hat anzapfen lassen und vergleicht er das ganze mit der Kommunistenjagd unter McCarthy in den 50ern. Er vergisst auch nicht auf seinen Wahlsieg hinzuweisen, den er als “the victory” – also “der Sieg” – bezeichnet wenn “my victory” also “mein Sieg” im amerikanischen eigentlich eher üblicher wäre.  Schon die Wortwahl lässt einem deshalb aufhören, “kurz vor dem Sieg” klingt anders, genereller, umfassender als “kurz vor meinem Sieg” – na ja vielleicht geht da auch die abgebrochene Literaturstudentin mit mir durch.

Das zweite Tweet ist noch schärfer.  Da erwähnt er nämlich den “sehr heiligen Wahlprozess” – denjenigen Prozess also, von dem mittlerweile nicht mehr nur linke Verschwoerungstheorektier sondern auch die amerikanischen Geheimdienste glauben, dass er zu Gunsten Trumps von den Russen manipuliert worden war.  So heilig ist ihm der Prozess. Dann vergleicht er das ganze mit Watergate (was auch angemessen ist, nur ist er Nixon, nicht Obama) und nennt im letzten Halbsatz Obama einen “bösen (oder  kranken) Typen”.

Mal davon abgesehen, und das hab ich bislang noch nirgends angemerkt gesehen, hat er in dem letzten der beiden Tweets auch noch einen Rechtschreibfehler: wire tapping (also Telefonanzapfen) ist richtig geschrieben, aber es heisst “tap my wires” nicht “tapp my wires” – wie gut, dass das einer Deutschen aufgefallen ist. Sind die Immigranten vielleicht doch die besseren Amerikaner oder zumindest die besseren amerikanisch Sprecher?

Polemik beiseite, hier ist das Problem

In den USA – wir in den meisten Demokratien – kann ein Präsident keine Telefonüberwachung anordnen.  Das muss von einem Gericht kommen und muss begründet sein.  Eine Obama-Sprecherin hat das ganze dann auch gleich dementiert und gesagt, dass Obama niemals angeordnet hat irgendjemanden abzuhören.  Der alte Trump hat, wie gesagt, keinerlei Beweise geliefert, dass Obama persönlich angeordnet hat ihn abzuhören. Nur Anschuldigungen, sonst nichts.

Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Trump abgehört wurde.  Das wäre dann unter einer sogenannten FISA Warrant passiert. FISA steht für Foreign Intelligence Surveillance Act also Ausländischer Geheimdienstinformation Überwachungakt.  Danach kann ein spezielles Gericht oder auch einer der Justizminister der Staaten eine Telefonüberwachung genehmigen, wenn es genügend Verdachtsmomente gibt, um das zu rechtfertigen. Verdachtsmomente wären zum Beispiel Beziehungen zu/Kommunikation mit ausländischen Geheimdiensten oder auch Banken, z.B. russischen.  Wenn es also wahr wäre, dass Trump legal überwacht wurde, dann waere das tatsächlich der größte politische Skandal seit Watergate, da es bedeuten würde, dass es genügend Verdachtsmomente gegen den amtierenden Präsidenten oder damals den Präsidentschaftskandidaten, gegeben hat, dass ein solches Anzapfen von einem Gericht abgesegnet wurde.  So unglaublich und schlimm das auch wäre, fast hofft man es, denn diesen Skandal würde er politisch nicht überleben.  (man kann ja hoffen, oder?). Mehr dazu hier in einem Artikel (in englisch).

Vermutlich ist alles erstunken und erlogen.  Ein Ablenkungsmanöver, um von den stetig wachsenden Problemen seiner Leute und ihrer Russland-Verstrickungen abzulenken (wenn auch dilettantisch gemacht, da es genau das Gegenteil bewirkt hat).

Irgendwo habe ich gerade eine sehr zynische Zusammenfassung gesehen, wie unter Trump Nachrichten zustande kommen und die ging so:

Trump hat eine absurde Idee – Trump erzählt Bannon von seiner absurden Idee – Bannon erzählt seinen alten Kollegen von Breitbart von der absurden Idee – Breitbart veröffentlicht die absurde Idee – Trump liest die absurde Idee in Breitbart – Trump schreit triumphierend: “Genau das hab ich auch gesagt”. Ich füge dem noch hinzu: Trump twittert.

Soviel zum Thema neuer Trump – der alte Trump ist zurück, oder vielmehr, der alte Trump war nie weg.