Ich schreib ja immer wieder darüber was mich hier in Kalifornien nervt: die hohen Lebenshaltungskosten, der Verkehr, zu viele Menschen, die Schulen und vieles mehr. Aber jetzt, im Februar, wo draussen im Garten die Osterglocken blühen, ich im T-shirt herumrenne während es in Konstanz pünktlich zu Fasnacht mal wieder kalt wird und mein Mann auf Geschäftsreise in Chicago bei -10 Grad fiert muss ich doch mal ganz nachdrücklich sagen: es geht doch nichts über Kalifornien.

Kalifornien

Osterglocken Anfang Februar – find ich toll!

Vielleicht ist es Zeichen zunehmenden Alters oder eines angeborenen Hanges zur Nostalgie aber ich denke immer wieder daran, dass es hier wunderbar gewesen sein muss, in den 80er Jahren, als es noch so ca. 25 Millionen Leute gab, statt der fast 40 Millionen jetzt (fun fact, wie mein Sohn immer sagt: in den frühen 80er Jahren hat Kalifornien Kanada im Hinblick auf Einwohner überholt, da hatten beide so ca. 25 Mio Einwohner, jetzt hat Kanada knapp 36 und Kalifornien knapp 40 Mio), als man noch nachts über dunkles Land flog und nicht wie jetzt überall Lichter sieht. Aber wie dem auch sei, es gibt Dinge, die einfach unschlagbar sind in Kalifornien, das Wetter und die Natur allen voran. Ich schreib ja immer wieder über Parks und andere sehenswerte Ziele, die man leider im Alltag viel zu selten zu Gesicht bekommt, aber es ist trotz allem gut  zu wissen, dass man, wenn man nur wollte und sich am Samstag morgen früh genug aus dem Bett wälzen könnte, da mal mehr oder weniger schnell hinfahren könnte. Macht man natürlich genauso wenig wie in Konstanz ständig früh aufstehen, um auf den Säntis zu steigen, oder im Sommer am Sonntag morgen beim ersten Licht kayaken gehen. Aber man könnte, wenn man wollte. 

Kalifornien

Ich bin mir sicher, dass das Capri immer wieder in “Die Strassen von San Francisco” auftaucht. Irgendwann schau ich mal ein paar alte Episoden, um den Beweis liefern zu können.

MarinaAm Samstag Abend waren wir mal wieder in San Francisco und zwar in der Marina,  ein kleines Stadtteil zwischen der Fisherman’s Wharf  Gegend und dem Presidio, angrenzend an die Bay und allgemein dafür bekannt, dass hier Leute in ihren 20ern leben. Früher, das heisst sehr viel früher, war ich hier oft, und ich muss sagen, die Gegend hat sich im Charakter nicht sehr verändert, immer noch die “20 somethings” in Restaurants und Bars, nur das ich jetzt nicht mehr dazu gehöre, Kaffeehäuser, kleine Boutiquen, jede Menge Nagelstudios und Läden in denen man die wichtigen Dinge des Lebens kaufen kann: Hundemäntelchen, aufwendige Geburtstagskarten und sauteueres Einpackpapier, schicke Küchenutensilien für die Küchen, die man eigentlich nie benützt und – natürlich auch hochpreisige – Sportklamotten in den Farben der Saison. Dazwischen Motels, deren Architektur ganz eindeutig aus den späten 60ern und 70ern Jahren ist.

Kalifornien

Ich könnte schwören, dass das Capri Motel immer wieder in “Die Strassen von San Francisco” auftaucht. Irgendwann schau ich mal ein paar alte Serien an, um den beweis zu finden.

Ich kenn die Dinger, weil ich die schon als Kind in “Die Strassen von San Francisco” (lief von 1972-77 und danach noch viele Jahre im deutschen Fernsehen) gesehen habe. Da sind Mike Stone und Steve Keller mit ihrem Ami-Polizei-Schlitten auf Verbrecherjagd ständig durch die Marina gebrettert, vorbei am Capri Motel, und anderen solchen Etablissements, die damals sicher super-schick waren und jetzt  so alt sind, dass sie schon wieder cool sind. 

Wir waren in einem netten Restaurant, eins der typische Fusion-Geschichten hier, ein bisschen Mittelmeer, ein paar asiatische Akzente, etwas California Cuisine – sehr lecker. Allerdings muss ich gestehen, dass es mir nach spätestens einer Stunde erneut auffiel, dass ich nicht mehr zu dem Mit-Zwanzigern gehöre: es war so scheiss-laut (ohne Musik, nur einfach die Leute), dass wir uns über den Tisch anbrüllen mussten und ich trotzdem immer nur die Hälfte, dessen, was Montana gerade erzählte, verstanden habe. Als dann so gegen halb zehn eine Riesengruppe junger Asiaten einfiel haben wie in Windeseile unseren mehllosen Schokoladenkuchen a la mode hinuntergegessen und haben die Flucht ergriffen. Trotzdem war’s schön, irgendwie hat sich die Gegend, die nie so ganz meine war, die ich immer für ein bisschen zu “American girly” gehalten habe ihren Charakter erhalten können. Zwar immer noch nicht meiner, aber immerhin Charakter. 

Gestern waren wir auf der jährlichen Superbowl Party. Ich hatte einen Rock an, mit Stiefeln und Strumpfhosen, die dünnen, “Feinstrumpfhosen”. War blöd, ich hab geschwitzt mit meinen Feinstrumpfhosen, ich hätte mal besser wie die Mädels in der Marina, Spaghettiträgerhemdchen und Shorts angezogen. 

Hab ich schon gesagt, dass ich das Wetter hier liebe?

 

 

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