Lecker Sushi!
Eines der Dinge, die ich immer sehr vermissen, wenn wir verreisen, ist Sushi. Kalifornien hat wunderbares Sushi and wer sich nicht an dem Gedanken stört rohen Fisch zu essen, der wird feststellen, dass die Kombination aus superfrischem Fisch, Reis, den japanischen Merrettich Wasabi und Sojasauce einfach unschlagbar ist. Und hinterher hat man dann immer auch noch das gute Gefühl nicht so übermäßig vollgestopft zu sein. Ich liebe Sushi und der Rest der Familie auch und so gehen wir regelmäßig zum Förderband Sushi.
Wenn es was besseres gibt als Sushi, dann Sushi, dass auf kleinen Tellerchen auf einem Förderband oder einem Boot am Tisch vorbeifährt. Man nimmt sich die Tellerchen, die farbkodiert sind herunter und zahlt hinterher je nachdem wieviele Teller man hat, drei grüne, zwei gelbe und eines von den teueren roten.
So oder so ähnlich muss das aussehen. Das ist nicht “unserer” aber so ähnlich. Bildquelle
Unser Lieblingsjapaner hatte leider keine Boote aber das Förderband tat’s auch und so sind wir seit vielen Jahren Stammkunden. Nicht furchtbar oft aber regelmässig. Neulich war es wieder soweit aber es passierte das Unerwartete: wir standen vor verschlossenen Türen. Das war noch nie passiert, Gombei hat immer auf, jeden Tag. Wie befürchteten schlimme Dinge: ein Todesfall in der Familie, ein dringender Trip nach Japan – sowas in der Art. Zwei Wochen später probierten wir es wieder. Schon beim Öffnen der Türe fielen mir unliebsame Veränderungen auf (alle Veränderungen bei einem Stammlokal, das perfekt ist, so wie es ist, sind erst einmal verdächtig): was soll das Grünzeug da in der Mitte des Raumes? Ein Sushi-Förderband Restaurant braucht keinen Ficus und schon gar nicht 10. Keine Sekunde später wurde mir das Ausmaß der Katastrophe klar: die Sushi-Förderband-Bar war verschwunden. An ihrer Statt waren jetzt ein Haufen blöder Tische und besagte blöde Fici (oder was auch immer der Plural von Ficus ist).
Ich starrte den Besitzer nur an und stammelte sowas wie “Wo ist die Sushi-Bar?” Er murmelte was von “alt geworden, viele Reparaturen, deshalb abmontiert.”
“Was abmontiert?? Soll das heissen der Blödsinn mit dem Grünzeug ist permanent?”
“Ja, leider, sorry, tut mir leid, bla bla bla …”
Mittlerweile hatte sich mein Sohn vom ersten Schock erholt und sagte “Aber es gibt doch Sushi, oder?!”
“Nein, leider, kein Sushi, Karte hier, Tagesspezialitäten, bla bla bla …”
Wenn es nach mir gegangen wäre hätten wir uns umgedreht und unter Protest diesen Ort der Schande verlassen. Aber die Jungs waren hungrig und wenn die Jungs hungrig sind ist nicht mit ihnen zu spassen.
Bentoboxen sind gut und schön, aber die krieg ich überall. Bildquelle
Also blieben wir, aßen langweile Gerichte, die man in jedem anderen japanischen Restaurant auch bekommt und ich war sauer. Hierher komme ich, um Sushi zu essen, blöde Bentoboxen krieg ich an jeder Ecke. Das Sushi war gut und hatte einen vernünftigen Preis und jetzt bin ich verarscht und muß ein neues Sushiboot oder Sushiförderband Restaurant suchen. Noch während ich missmutig meinen Tofu aß starrte ich auf mein Handy, um ein anderes Restaurant zu suchen. Nicht mit mir, das war’s, keine Sushi, dann vergesst es.
Die ganze Episode hat mich echt deprimiert. Wir kommen seit Jahren hier her – und jetzt das. Ein Stück Tradition am Arsch!
Der zweite Streich
Gestern dann der zweite Streich. Wir wollten mal wieder zum “pancake” Chinesen. Der heißt natürlich nicht so, aber es gibt da dieses fantastische Tofu Gericht, das ein bisschen wie ein pancake aussieht und so lecker ist, das wir mindesten einmal schon zwei davon bestellt haben, weil es immer Streit, um das letzte Stück gab.
Mir schwante Böses aber mein Mann meinte, dass ich mal wieder unnötig schwarz sehe. Schon im Anmarsch schien mir nicht alles mit richtigen Dingen zuzugehen, das Ding ist mehr oder weniger aus Glas gebaut und so sieht man schon aus der Distanz wieviel drinnen los ist und wie es aussieht. Da hingen diese blöden roten chinesischen Lampen, die es früher nicht gab – kein gutes Zeichen. Dann sah ich das Aquarium, das Mitten im Raum steht und dachte: “na gut, Aquarium noch da, gleiche Besitzer. Gott sei Dank, da hat sich nichts verändert.”
Vergesst die blöden Lämpchen und gebt mir das leckere Tofugericht!
Das hat sich dann leider als falsch herausgestellt: das Ding war ein bisschen aufgemöbelt worden: neues Laminat am Boden, die blöden chinesischen Papierlampen und neue Stühle. Wär ja alles okay, denn vorher war es nicht das hübscheste Restaurant – aber dann kam’s: neue Speisekarten mit völlig anderen Gerichten. verschwunden die 300 verschiedenen heißen und kalten Vorspeisen, Suppen, Schweine-, Rind-, Hühnchen-, Meerestier-, und Tofugerichte, die heissen Platten, die chinesischen Klößchen und am aller schlimmsten: der leckere Tofu. Ersetzt durch eine Auswahl langweiliger Nudelgerichte und Suppen. Mann, wenn ich asiatische Suppe essen will geh ich zum Vietnamesen, wenn ich Nudeln will zum Italiener, beim Pancake Chinesen möchte ich das leckere Tofugericht und noch irgendein Überraschungsding von der Monsterkarte.
Wir aßen unsere langweiligen Nudelgerichte, die auch noch deutlich teuerer waren als zuvor, einen Haufen Nudeln und ein bisschen Soße mit homöopathischen Mengen an was auch immer drin sein sollte und beschlossen nie wieder zu kommen.
Eine zweite Tradition am Arsch.
Langsam wird es wirklich deprimierend.