Gestern hab ich mal wieder was Neues ausprobiert: Wähler registrieren. Vor kurzem hab ich dazu eine sonntags nachmittägliche 2-Stunden Schulung gemacht und jetzt wollte ich mein neu erworbenes Wissen in die Tat umsetzen und massenhaft Leute als Demokraten registrieren und dazu inspirieren zu wählen.
Das lief dann irgendwie anders.
Mal vorneweg: hier muss man sich als Wähler registrieren. Da wir ja keine Wohnsitz Registrierung haben muss man sich selber melden und sagen “hallo, ich hier, bin Ami, alt genug und will wählen. Als naturalisierte Amerikanerin wie ich macht man das am besten und einfachsten an dem Tag, an dem man eingeschworen wird. Draussen vor dem Gemeindesaal, in dem das alles stattfindet, stehen die Jungs und Mädels von dem Registrierungsbuero und haben Formular und Stift bereit. Ich hatte damals zwar keine Lust in der Hitze zu stehen und ein blödes Formular auszufüllen, hab es aber doch getan. War auch gut so, später hat man nämlich auch keine Lust darauf bloede Formulare auszufüllen.
Es gibt immer noch viele Menschen in den USA, die sich nie registriert haben und damit auch nie gewählt haben. Oft sind es Minderheiten, die überwiegende demokratisch wählen. Das Ziel einer Aktion wie gestern ist also, möglichst viele dieser Leute zu registrieren und dann auch noch dazu zu animieren das nächste mal doch tatsächlich zur Wahl zu gehen und (den Richtigen/die Richtige) zu wählen.
Die Hauptlektion von gestern: der Gay Pride Marsch in San Jose ist keine ergiebige Veranstaltung zum Wähler registrieren. Insgesamt sprach ich glaube ich mit zwei Leute, die nicht registriert waren, davon war eine keine Staatsbürgerin und den anderen hab ich gleich zum Tisch mit den Formularen geschickt. Die meisten von den älteren Semestern haben sowas gesagt wie: “Klar bin ich registriert und hab seit den frühen 70er Jahren in jeder Wahl gewählt” oder, von den Jüngeren: “klar, wir haben uns pre-registriert, als wir damals den Führerschein gemacht haben. Der Rest ging dann einfach (man kann hier ja mit 16 den Führerschein machen, aber erst mit 18 wählen).
Dafür hab ich ein paar Leute als Freiwillige für ähnliche Aktionen gewonnen, da braucht man immer Leute, ein paar Gleichgesinnte getroffen, die mich in ihre diversen Widerstandsgruppen eingeladen haben und mich länger mit einem älteren Schwulen-Aktivisten und Innenarchitekten unterhalten, was auch mal ganz interessant war.
Das nächste Mal, nach dem Sommer in Deutschland, wird es ernst, da werde ich ins Central Valley gehen, dorthin wo es Republikaner gibt – das wird eine weniger freundliche aber hoffentlich ergiebigere Aktion, um Wähler zu registrieren.
Zum Schluss noch eine kurze Notiz zum Thema recycling und Umweltbewusstsein. Das haben zumindest die Event-Veranstalter in San Jose ganz gut auf die Reihe gebracht. Man muss auch mal was Positives sagen.