Women's MarchAls ich mich heute morgen um halb sieben aus dem Bett gewälzt habe, um mich zum Women’s March fertig zu machen hab ich Voldemort auch noch aus persönlichen Gründen verflucht – wegen dem Arsch, musste ich so früh aufstehen.

Aber natürlich gab es keine Alternative, weder die frühe Uhrzeit noch der drohende Regen durften mich davon abhalten, zu meiner ersten Demo zugehen.

Was trägt man zu einer Demo?

Die Schwierigkeiten war mit dem aus dem Bett kommen noch nicht zu Ende. Es stellte sich die Frage: was trägt frau eigentlich zu einem Women’s March?  Mein erster Instinkt war schwarz aber dann fiel mir ein, dass das ja auch die Farbe der Autonomen ist.  Also vielleicht doch nicht so toll.  Schlussendlich hab ich mich dann dafür entschieden mich vor allem praktisch anzuziehen: Schichten, die man abschälen kann und komfortable Schuhe.  Zusätzlich noch ein Halstuch, denn blöderweise hatte ich noch die Demo-Checkliste von einer ziemlich links gerichteten Bekannten gelesen, auf der auch stand, dass man sich mit einem Tuch etwas gegen Pfefferspray schützen kann.

Women's MarchKaum war ich aus dem Haus getreten fing es an zu schütten. Es schüttete fast bis Pleasanton, wo ich mich mit dem Rest der Truppe traf. Von dort aus haben wir die S-Bahn (BART) genommen. Mein Schild war von Anfang an der Hit und ich bin schon auf dem Bahnsteig und in der Bahn ein duzend mal damit fotografiert worden.  In der Bahn kam ich neben einem Mann zu sitzen, er war sicher in den späten 60ern.  Wir haben uns ein bisschen über den Women’s March unterhalten, denn er war auch auf dem Weg dorthin. Ich fragte ihn, ob er schon mal bei einer Demo war.  “Ja” war sein Antwort, “ist aber schon einige Zeit her.  Das war gegen den Vietnam-Krieg!” Unglaublich, was Voldemort alles bewirkt.

Women's MarchIn Oakland sind wir erstmal gar nicht aus der Station rausgekommen, so viele Leute waren unterwegs.  Die Stimmung war gut, viele Frauen, aber auch ein gute Anzahl Männer und vom Alter her alles vom kleinsten Baby bis zu Großmüttern im Rollstuhl.  Fast alle hatten Pussyhats oder Nasty Woman T-shirts an und/oder Schilder dabei.  Inzwischen war die Sonne herausgekommen und unser Marsch durch Oakland begann.

Angeblich waren es 60.000 Leute, die demonstriert haben, das ist fast die gesamte Bevölkerung von Konstanz.  Verkehrsmäßig ging nichts mehr, aber auch das Bilder auf Facebook hochladen war unmöglich, denn jeder war am fotografieren und hochladen.  Ich hab in der gesamten Zeit ein Text zu meiner Freundin in Montana und eine zu meiner Freundin in Philly geschickt bekommen.  Der Rest: “keine Verbindung”.

Mein Schild war der Hit

Women's MarchWas mich, Pfefferspray-Abwehrtuch um den Hals, am meisten erstaunt hat war, dass es praktisch keine Polizei gab.  Ich glaube, wir habe einen oder zwei Polizisten gesehen während der ganzen Stunden.  Ich bin mir sicher, dass sie bereitstanden aber das Schöne war: es war absolut friedlich.  Ich hab während der gesamten Zeit nicht ein einziges aggressives Wort, kein Geschimpfe oder auch sonst wie bedenkliches Verhalten beobachtet.  Das war die friedlichste Menschenmassenansammlung, die man sich vorstellen kann.

Jetzt bin ich wieder zu Hause und sehen auf Facebook die Bilder von den Märschen überall auf der Welt: Sydney, Paris, London, Amsterdam, Mailand, Edinburgh, Oslo, Tokyo, Kenya, ich hab sogar ein Bild aus Malawi gesehen.  Aus Deutschland gab es Bilder aus Frankfurt, Muenchen und Berlin; die Österreicher haben in Wien demonstriert.  In Alaska sind haben sie bei -12 Grad demonstriert und sahen aus wie Schneemänner; Vancouver in Kanada war wohl mit 10,000 Leuten angetreten und dann hab ich ein Bild gesehen von einem 1-Frauen Marsch irgendwo im “heartland” gesehen.

Was bin froh, dass ich gegangen bin, früh aufstehen und anfänglichem Regenguss zum Trotz.  Nach der Depression gestern war es gut, so viele Gleichgesinnte zu sehen, so viel Entschlossenheit und Hoffnung, dass wir gemeinsam, das Schlimmste verhindern können.

Wir hatten unseren Marsch, das war gut, aber die eigentlich Arbeit fängt erst an.  Es wird nicht der letzte gewesen sein und was sonst noch an “resistance” auf uns zukommt werden wir bald herausfinden.

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