Eine Konstanzerin in Kalifornien

Tag: Individualtourismus

Autofahren in Kalifornien, Polizei-Stopp

Polizei-StoppEs kann dem besten von uns passieren: man gerät in einen Polizei-Stopp.  Das macht nirgends Spass, auch nicht hier in Kalifornien. Hier sind ein paar Hinweise, was man in solchen Fällen tut.

Altes und Historisches in Kalifornien

Das Muenster in Konstanz, älter als sich die meisten Amerikaner vorstellen können.

Das Muenster in Konstanz, älter als sich die meisten Amerikaner vorstellen können.

In Konstanz gibt es Altes und Historisches – in Massen und praktisch an jeder Ecke. Ein Haus von vierzehnhundert irgendwas – nichts Außergewöhnliches! In Konstanz haben sich ja schon die Kirchenobern vergnügt und nach vier Jahren dann auch endlich einen Papst gewählt, als Amerika noch ganz den Indianern gehörte. Ich erinnere mich, wie ich vor vielen Jahren einmal ein paar Verwandten, die aus Los Angeles angereist waren, erklärt hab, dass die 1361 auf dem Haus nicht die Hausnummer ist, sondern das Jahr in dem das Gebäude erbaut wurde. Sie wollten es erst nicht glauben.

Schürfen nach Gold in der Sierra Nevada

Gold

Unser kalifornisches Gold

Bud Spencer singt im Kirchenchor, malt Ölportraits, schreibt ein Buch und hat ein Kartenspiel erfunden – nebenbei gräbt er nach Gold.

Bud Spencer heiβt im richtigen Leben Mike und wohnt im 2,000 Einwohner Städtchen Angels Camp, im Vorgebirge der Sierra Nevada. Nicht weit entfernt, in Coloma, brach 1848 das Goldfieber aus, als ein Vorarbeiter der Firma Sutter’s Mill einen Klumpen glitzerndes Metal fand, das sich, nach einigen Analysen, als Gold herausstellt. Schon nach wenigen Wochen hatte sich der Fund herumgesprochen und der Goldrausch nahm seinen Anfang.

San Francisco – Traum oder Alptraum

San Francisco Golden gate

San Francisco Golden Gate – wie man es kennt und liebt

Ich bin 1999 nach San Francisco gezogen.  Als Neuling in der Bay Area, also das gesamte Gebiet um die San Francisco Bay herum, gab es selbstverständlich nur eine Wahl: San Francisco. Berkeley wär auch noch möglich gewesen, allerdings war das schon damals sehr alternativ. Eine Witzelei, die man immer wieder hörte war, dass Berkeley die einzige Stadt der Welt sei, die ihre eigene (sehr liberale) Außenpolitik macht (oder machen will). Oakland war im allgemeinen zu gefährlich und San Jose tauchte noch nicht einmal auf dem Radar auf. Alles dazwischen war ohnehin undenkbar.

Damals war San Francisco teuer, wir befanden und mitten im ersten Internet Boom, dem sogenannten dotcom Boom.  Damals glaubten die Leute noch, sie könnten mit jedem Internet-Blödsinn Milliardäre werden. Als ich nach zwei Jahren in Wohngemeinschaften in 2001 eine kleine Wohnung für $1500 fand war ich überglücklich – das war echt billig.

Das waren die guten, alten, billigen Zeiten. Mittlerweile sind sehr viele Leute mit sehr viel Internet-Zeug sehr reich geworden und – vor allem wenn sie jung sind – wollen sie alle in „the City“ leben. Versteh ich ja auch, ging mir ja genau so.

Deshalb ist San Francisco jetzt wohnungsmäßig so teuer wie Manhattan, d.h. wenn man denn eine Wohnung bekommt. Durch seine Halbinsel-Lage ist Wohnraum beschränkt und Wachstum auch. Der massive Einfluss von Geld, viel Geld, hat den Charakter der Stadt völlig verändert. Die Zeiten von Hippies und Künstlern sind weitestgehend vorbei. Welcher Künstler kann sich schon $3000 im Monat für eine Mini-Wohnung leisten? Teuere Mieten bedeutet natürlich auch teurere Lebensmittel, Kleidung, Restaurants, Cafes – alles ist teuerer in San Francisco. Dazu kommt dann noch, dass San Francisco in vieler Hinsicht irgendwie in einem anderen Universum zu sein scheint. Dort trinkt man nicht einfach einen Saft, es muss schon ein handgepresster aus Sellerie, lokalen Heidelbeeren, wildwachsenen Kräutern und handgesammelten Kumquats sein. Der kostet dann auch entsprechend. Essen ist vegan, nuss-, gluten- und natuerlich zuckerfrei und makrobiotisch – mindestens.

Eine Freundin, die lange in SF lebte, bis auch sie aufgab und nach Montana zog, erzählte einmal von einem Obdachlosen, der im Einkaufswagen mit seinen Habseligkeiten auch einen Topf Basilikum hatte. Man weiß, dass man in San Francisco ist, wenn die Obdachlosen ihren eigenen Basilikum züchten.

Natürlich hab ich jetzt ein bisschen übertrieben, aber nicht sehr viel. Dieser Artikel (in englisch), der kürzlich auf der Webseite des San Francisco Chronicle veröffentlicht worden ist geht in die selbe Richtung und ist natürlich auch nicht so 100%ig ernst gemeint.

Als ich in San Francisco lebt glaubte ich, nie wieder irgendwo anders leben zu können. Jetzt glaube ich, wenn wir nach San Francisco fahren, dass ich dort nicht mehr leben könnte: zu teuer, zu eng, keine Parkplätze und überall Touristen – klingt fast wir Konstanz.

Man darf das nicht falsch verstehen, San Francisco ist eine wunderschöne Stadt, mit tollen Blicken, schönen Viertel, viel Kultur, Restaurants mit jedem Essen, dass man sich vorstellen kann, Touristenattraktionen, Parks, Einkaufsmöglichkeiten, Museen – was das Herz begehrt. Ich liebe San Francisco nach wie vor, am meisten mit ein wenig Abstand.  Ich hab’s mal einer Freundin gegenüber so formuliert: ich liebe die Idee von San Francisco mehr als die Realität. Das trifft es immer noch.

San Francisco: Immer noch einen Besuch wert!
San Francisco Embarcadero

Frueher lief hier ein Highway entlang, der im Erdbeben von 1989 zerstört wurde. Heute kann man hier flanieren.

Was kann man also dem Besucher raten? Auf jeden fall nach San Francisco gehen und die Highlights ansehen, dazu gehören, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge:

  • Coit-Tower – schöner Blick, davor in North Beach bei Café Trieste auf einen Kaffee und ein Canoli vorbeischauen, dort gibt es tatsächlich noch einige alteingesessene Bewohner als Gäste- jedenfalls das letzte mal, als wir dort waren.
  • Mit der Straßenbahn an den Strand fahren und bis zum Cliff-House laufen, wer gut zu Fuß ist kann durch den Presidio Park bis zur Golden Gate laufen. Das ist ein Stück aber lohnend. Fort Point, direkt unter der Golden Gate ist auch ein Besuch wert. Natürlich kann man über die Brücke laufen und von drüben auf die Stadt schauen. Man kann die Brücke auch von der anderen Seite angehen, vom Palace of Fine Arts an der Bay entlang, vorbei an Crissy Fields.
  • San Francisco Twin Peaks Blick

    Toller Blick von Twin Peaks auf San Francisco

    Twin Peaks bietet einen tollen Blick auf die Stadt, kein Muss, aber gut um sich zu orientieren

  • Embarcadero entlang ist es auch interessant, vor allem am Wochenende gibt es da auch immer viel zu sehen, Märkte, Künstler, Kids auf Fahrrädern, die Tricks machen und einige interessant Kunstwerke stehen da auch.
  • Schenken kann man sich meiner Meinung nach China Town, zu kommerziell und völlig von Touristen überrannt (okay, das trifft auf alles zu).  Die Produkte sind billiger Kram aus China, den man so oder so ähnlich mittlerweile überall bekommt.  Klar, man kann mal durchgehen, aber viel erwarten würde ich nicht.
  • Auch Pier 39 find ich nicht so spannend, überteuerte Touristen-Schnickschnackläden. Die Seehunde dort sind witzig aber der Rest eher nicht so doll.
  • Interessanter ist der Hyde Pier, ein kleines Stücke von Fisherman’s Wharf (find ich an sich auch nicht so spannend) in Richtung Golden Gate, dort gibt es historische Schiffe, die man besichtigen kann, was interessant ist und zumindest für einige Kinder geeignet ist (meinem Son hat es gut gefallen). Bei Fisherman’s Wharf liegt auch die USS Pamplona, ein U-Boot, das man besichtigen kann. Ich bin da nicht rein, ist mir zu klaustrophobisch, aber meine beiden Jungs – der große wie der kleine – fanden es spannend. Das Musee Mechanic ist ganz in der Nähe und auch ganz schön: voller alter mechanischer „Spielzeuge“, z.B. alte Flipper Maschinen. Das ist keine der großen Attraktionen, aber mit Kindern, oder wenn man genug hat von großen Attraktionen ganz lustig für zwischendurch.
  • Wenn wir schon bei Kindern sind: das Exploratorium ist toll, wenn auch nicht billig und bietet viel für Kinder, die sich für Wissenschaft und Technik interessieren.

Mehr zum Thema San Francisco ein andermal, es gibt noch viel zu sagen – aber dieser Blog wird eindeutig zu lang.

Wandern in Kalifornien, Teil 1: Die Sierra Nevada

Wer am Wandern Freude hat findet in Kalifornien und den umliegenden Staaten viel Gelegenheit.  Ich muss gestehen, dass mich das “blöde Herumgelatsche“ in den Alpen als Kind furchtbar genervt hat. Ich wollte ans Meer, wie die anderen coolen Kids in der Klasse, nicht schon wieder Wandern nach  Österreich. So über die Jahre, oder soll ich Jahrzehnte sagen, hab ich mit der Wanderei ausgesöhnt und jetzt macht es mir sogar Spaß.  Hier ein paar praktische Tips für das Wandern in Kalifornien.

Schwierigkeit

Es gibt her alles von „kann man einfach mit dem Rollenstuhl schaffen“ bis zu „wirklich, ernsthaft nur erfahrenen und gut ausgerüsteten Wanderern zu empfehlen.“

Die ersteren findet man in den grossen National Parks, z.B. Yosemite, sie sind in der Regel direkt vom Parkplatz in ca. 15 min zu schaffen und werden von Tausenden begangen. Trotzdem oder gerade deswegen sind da Schilder, die in großen Lettern sagen „ACHTUNG, GEFAHR!! Nicht für Herzkranke, Schwangere, Fusslahme und Unerfahrene.“ Diese Schilder kann man getrost missachten, diese „hikes“ sind weniger anstrengend als ein sonntäglicher Rundgang im Konstanzer Stadtgarten.

Aber, und das ist ein grosses, fettes, ernsthaftes ABER, niemals darf man echte, lange Wanderungen unterschätzen! Für die muss man vorbereitet und ausgerüstet sein – mental wie praktisch.

Kalifornien ist groß und man kann sich schnell in Gegenden finden, in denen es keine Häuser, Telefonnetzwerke, Alpengaststätten und sehr wenige andere Menschen gibt. Meine Faustregel besagt, dass man, außer auf sehr beliebten Routen, nach einer Meile ca. 90% der Leute hinter sich gelassen hat. Das gilt für die ersten 3 oder 4 Meilen, danach trifft man ohnehin nur noch die ernsthaften Wanderer (ok, man findet immer ein paar Asiatinnen in Sandalen, aber das ist eine andere Geschichte und im Zweifelsfall koennen die einem auch nicht helfen, sondern brauchen Hilfe).  Alle die mit Kleinkinder, Großeltern und/oder Kühltaschen unterwegs sind schaffen es zum Fuß des Wasserfalls aber nicht zur Spitze. Es kann sehr schnell, sehr einsam werden und dann ist man auf sich allein gestellt.

Die wichtigsten Unterschiede zu den Alpen:

Höhe
Half Dome in Yosemite, fast 2700 M Granit und eine der beliebtesten Wanderungen in Yosemite (nur noch mit Genehmingun: https://www.nps.gov/yose/planyourvisit/hdpermits.htm)

Half Dome in Yosemite, fast 2700 M Granit und eine der beliebtesten Wanderungen in Yosemite (nur noch mit Genehmigung: https://www.nps.gov/yose/planyourvisit/hdpermits.htm)

Oft läuft man hier los, wo am in den Alpen den Gipfel erreicht. Ich hab es nicht geglaubt bis mir auf Mount Whitney bei ca. 4000 m die Luft dann fast ganz weg blieb: es wird dünn da oben und das schon deutlich vor 4000 m. Im besten Fall ist man nur einfach langsamer als gewohnt. Andere bekommen Kopfschmerzen, was noch schlimmer wird, wenn man nicht genug Wasser dabei hat. Also bitte genau recherchieren, wie hoch einem eine Rote führt und ob man sich das zutraut. Damit komm ich zum zweiten wichtigen Punkt:

Wasser

In den Alpen nehmen wir zum Wandern 2 Liter mit und füllen am Bach nach. Das ist hier keine so gute Idee. Zum einen weiß man nie, wieviel Wasser im Bach ist, vor allem im Sommer, nachdem es monatelang nicht geregnet hat, und zum anderen, weil man das Wasser nicht ungefiltert trinken sollte. Der Grund ist Giardia, ein Krankheitserreger. Man kann Leute finden, die sagen, dass das Wasser völlig sicher ist und andere, die das Gegenteil behaupten aber es ist in jedem Fall besser auf Nummer Sicher zu gehen und entweder das Bachwasser nicht zu trinken, oder es zu filtern. Das heißt dann praktisch:  beim Wandern Wasser oder Filtersystem mitschleppen. Wir schleppen meist Wasser, für eine Tagestour ist das machbar. Auf Mt. Whitney hinauf, was eine 21 Meilen, 2000 Höhenmeter, 12 Stunden Rundtour war zu Zeiten als ich total fit war und Marathons gelaufen bin (ok, einen, aber immerhin) haben wir eine Pumpe dabei gehabt, sonst muss man einfach zu viel tragen. Das Wasser aus den Hähnen ist sicher in Kalifornien, es schmeckt manchmal chlorig, aber man kann es ohne Bedenken trinken.

Bären
Wandern in Kalifornien, Baer

Her mit dem Futter, Mensch! Ich hab Hunger!

Das mit den Bären ist kein Scherz, die gibt es hier wild und sie sind immer hungrig und beim Wandern läuft man ihnen gelegentlich über den Weg. Unsere kalifornischen Schwarzbären sind nicht aggressiv und man hat normalerweise nichts von ihnen zu befürchten, aber ein paar Grundregel muss man beachten:

  • Sie lieben Menschen-Essen, was gibt es besseres als eine Kühlbox/Tasche voll mit Leckereien? Deshalb muss man auf den Campingplätzen alles, aber auch wirklich alles Essen, sowie Zahnpasta, Cremes, Shampoos etc. in bärensichere Container geben. Das ist kein lustiger Vorschlag sondern ein Muss. Auf Campingplätzen gibt es diese Container an jeden Platz, da kommt alles rein. Ich hab es mehr als einmal erlebt, dass in Curry Village in Yosemite, wo man in Zelt-Häusern schläft, die Bären mitten in der Nacht durch die Straßen zogen und systematisch an jedem Zelthaus Halt gemacht haben, um nach Futter zu suchen. Klingt jetzt witzig, ist es aber nicht, wenn man sich um 2 Uhr nachts Papa-Bär gegenüber sieht, der sich gerade über die gemischten Nüsse hermacht. Es schien mir damals so, also ob die Kerle das alles straff durchorganisiert hätten, so nach dem Motto „Petzi, nimm du heute Nacht die erste Straße, Brummi, du die zweite und ich die hinterste. Wir treffen uns hier wieder in zwei Stunden. Los jetzt, Jungs, ans Werk!“
  • Zeltet man wild (erlaubt, man muss aber mindestens 4 Meilen von der nächsten Straße entfernt sein) muss man das Essen hoch (ca. 3-4 Meter über dem Boden) an einem Ast aufhängen (Tips hier), damit die Bären es nicht erreichen. Mein Mann hat einmal, leichtsinnigerweise nach einem langen Tag seine Verpflegung nicht hoch genug aufgehängt. In der Nacht kam der Bär, hat sich die Tasche geangelt und in 20 Minuten 7000 Kalorien verdrückt. Mit den Klauen der Tatzen hat er geschickt die Hüllen von Riegeln, Nüssen und Trockennahrung aufgeschlitzt und eine kleine Fressorgie veranstaltet. Mein Mann saß im Zelt und sah hilflos und besorgt zu und fragte sich, ob dem Bär 7000 Kalorien wohl genug wären.
  • Bären sind stärker. Da sitzt man nun also, nach einem langen Tag und mampft fröhlich vor sich hin, wenn der Bär auftaucht und das Essen haben will. Regel Nummer 1 und einzige Regel: hergeben. Mit einem Bären um ein Steak kämpfen ist dumm. Wie gesagt, die hiesigen Schwarzbären sind weder so aggressiv noch so mürrisch wie Grizzlies aber wenn’s ums Essen geht hört der Spaß auf. Die alte Regel meiner Mutter kommt hier voll zum Einsatz: der Klügere gibt nach.
  • Babybären in Ruhe lassen. Sie sind super-süß und extrem putzig und erinnern einem an den Teddybär von früher und all das, aber die Bären-Mama findet in der Regel Zuneigungsbeweise an den Nachwuchs störend. Aus der Ferne angucken, mit Zoom fotografieren und in Ruhe lassen.

Es gibt noch mehr zum Wandern in Kalifornien zu sage, das kommt in einem späteren Blog.

Zahlen im Restaurant – Andere Länder Andere Sitten

Als ich vor vielen Jahren in die USA zog machte ich mir wenig Gedanken über solche Dinge wie Kulturschock.  Die Amis, dachte ich, sind so wie wir, ich geh ja nicht nach Japan, wo eine nicht tief genuge Verbeugung einen Menschen tödlich beleidigen kann.

Stimmt ja auch, mehr oder weniger, manchmal eben weniger.  Trotz aller kulturellen Nähe kann man auch in Amerika Fehler machen, die beleidigen, oder sich selbst beleidigt fühlen, auch wenn es gar nicht so gemeint war.

Hier ein Beispiel, das für USA Touristen relevant ist:

Restaurant-Besuchin den USA

Auch beim Bestellen in einem Restaurant kann man in den USA Fehler machen

Wenn man in deutschen Restaurants bezahlen möchte schaut man sich um, und winkt die Bedienung heran.  Wenn man Glück hat kommt er oder sie bald, dann sagt jeder was er gegessen und getrunken hat, das wir aufgeschrieben, ausgerechnet, jeder zahlt seinen Teil und gut.  Jedenfalls läuft das bei den eher weniger feinen Anlässen mit meinen deutschen Freunden so.

Restaurant Etikette in den USA

In Amerika geht das anders und zwar gleich doppelt anders:

Oft, wenn auch nicht immer, bringt die Bedienung im Restaurant die Rechnung schon, bevor man sie angefordert hat.  Plötzlich steht sie auf dem Tisch in einem Mäppchen mit Platz für die Kreditkarte und die Bedienung eilt mit einer Bemerkung wie “whenever you are ready” also ungefähr “tun Sie da die Kreditkarte rein, wann immer Sie soweit sind” davon.

Das ist normal, das machen wir hier so.  Das ist kein Rausschmiss, keine Unfreundlichkeit, niemand will hier irgendjemanden beleidigen: die Bedienung ist proaktiv und bringt die Rechnung, ohne dass man danach fragen muss.  Wenn man jetzt doch noch ein Desert möchte, oder einen Kaffee, dann sagt man das, er/sie nimmt die Rechnung wieder mit und bringt eine neue.  Alles gut.  Ich habe Deutsche erlebt, die sich furchtbar darüber aufgeregt haben, dass ihnen die Rechnung auf den Tisch gelegt wurde, bevor sie danach gefragt haben.  Worte wie “Unverschämtheit” und “Frechheit” fielen und sie haben sich wahrscheinlich den ganzen Tag lang aufgeregt.  Das muss nicht sein – ehrlich, es ist nicht bös gemeint.

Wenn’s dann ans Bezahlen geht muss man im Kopf behalten, dass die amerikanischen Bedienungen das Rechnungen-Splitten nicht beherrschen.  Da kommt eine Rechnung und es wird erwartet, dass die von einer Person bezahlt wird. Oder – wenn man es kompliziert machen möchte – kann man die Rechnung einmal teilen, also jeder zahlt die Hälfte oder man sagt: belasten Sie diese Karte mit $30 und diese hier mit $50.  Das Gedöns mit “ich hatte ein Bier, einmal Nudeln, einen halben kleinen Salat und einen Drittel Eisbecher” gibt es hier nicht. Gar nicht erst probieren.

Das ist zwar nervig und ungewohnt aber auch verständlich, denn man muss ja am Ende auf die Rechnung noch die Steuern geben, da wären wir dann bei einem Bier, Nudeln, einem halben Salat und einem Drittel Eisbecher plus 8.75% Steuern, oder was auch immer der Satz sein mag. Dann kommt noch der Tip (dazu in einem andern Blog). Das läuft nicht.

Wenn man mit der Familie essen geht ist es in der Regel eh egal, aber auf Reisen mit Freunden entweder darauf achten, dass man ungefähr gleich viel verzehrt – also nicht das Filet Mignon wenn die Freundin nur den Beilagensalat nimmt – oder man schreibt sich auf wer wann was bezahlt hat und rechnet am Ende (des Urlaubs, Tages, Woche) alles gegeneinander auf und leistet, wenn nötig Reparationszahlungen.

Alles halb so schlimm, wenn man weiss wie es läuft und ausserdem gibt jetzt wohl auch schon Apps, die dieses Problem zu lösen versuchen.  ich hab noch keine ausprobiert aber hier ist eine, von der ich gelesen habe: Splitwise

 

 

 

„Schnee“ bei 30 Grad in Kalifornien

Wer Kalifornien hört denkt hat an San Francisco, an Golden Gate und Cable Cars, Hollywood oder den San Diego Zoo, vielleicht an den Yosemite Nationalpark mit seinen senkrecht ansteigenden Granitwänden oder die berühmte Küstenstrasse Highway 1.

In einem Staat, der ca. 20 Prozent grösser ist als Deutschland aber weniger als halb so viele Einwohner hat, gibt es aber abseit der ausgetretenen Touristen „Freeways“ vieles zu entdecken: Plätze, die selbst viele Kalifornier nicht kennen, und die von den schicken Restaurants, dorfgrossen Einkaufskomplexen, rastlosen Chinatowns und bekannten Touristenattraktionen Welten entfernt scheinen.

Carrizo Plain, Kalifornien

Einer dieser Sehenswürdigkeiten sieht auf den ersten Blick nicht nach viel aus: ein schlecht beschrifteter Fleck auf der Kalifornienkarte, ein Loch schon fast im Gewusel von Namen. Im Hinterland von San Luis Obispo lange bevor man in Bakersfield aufläuft – was man ohnehin vermeiden sollte – liegt das Carrizo Plain Nationalmonument.

Wer bei Monument an in Stein gehauene Vorfahren hoch zu Pferde denkt liegt flasch. „National Monuments“ sind Gegenden, die aus irgend einem Grund von der Regierung geschützt und erhalten werden und für jedermann zugänglich sind.

Kalifornien im Herbst erstrahlt in sattem braun, man muss das Karge mögen

Kalifornien im Herbst erstrahlt in sattem braun, man muss das Karge mögen

Über die Carrizo Plain stolpert man nicht so einfach, man muss es sich schon wirklich in den Kopf setzen dort hinzufahren. Ein bisschen Planung darf auch nicht fehlen: wir tanken randvoll in San Luis Obispo, packen eine Brotzeit und ein paar Gallonen Wasser ein, Sonnencreme – SSF je höher desto besser – Baseballkappen, Windjacken und eine Straßenkarte. Eigentlich brauchen wir die nicht, denn verfahren ist bei nur zwei Straßen eher schwierig. Der Effekt ist eher psychologisch: Karten haben etwas Beruhigendes, wenn man in der Pampa unterwegs ist.

Und so fahren wir los auf der Bundesstrasse 58 mit Ziel California Valley was übersetzt Kalifornien-Tal heisst, aber genauso gut „Ende der Welt“ heißen könnte.

Big Sky 1

Der Himmel über dem Carrizo Plain National Monument

Eine kurvige Straße führt durch eine hügelig Landschaft, die jetzt im Herbst in allen Tönen von Braun schimmert: braune Pflanzen, braune Erde, braune Zäune nur unterbrochen vom Grün der verstreuten Eichen und dem gelegentlichen Fleckchen grünen Grases. Der Himmel ist leuchtend blau mit weißen, wattigen Wolken. Er fühlt sich so ganz anders an hier, der Himmel, viel grösser an als in Deutschland, viel weiter und trotzdem irgendwie näher.

Einmal müssen wir aufpassen, da biegt scharf rechts die Bitterwater Road ab, wohin und warum ist nicht klar. Gerade aus geht es weiter aus den Hügeln hinaus und hinein ins California Valley, ein fast 100 km2 großes, topfebenes Tal. Westlich wird es begrenzt durch das Los Padres Gebirge und östlich durch den St. Andreasgraben, jenem berüchtigten Bruch, der die nordamerikanische von der pazifischen Platte trennt und für die gefürchteten Erdbeben sorgt.

Wer in California Valley auf einen Biergarten gehofft hat wird enttäuscht. Das Städtchen mit seinen 500 Seelen ist keine Perle. Häuser und Ranchen liegen verstreut in der Ebene, ein etwas dichtere Ansammlung markiert den Mittelpunkt. Kein Dorfplatz, kein Restaurant, nicht einmal Starbucks oder McDonalds – eine Rarität in Kalifornien. Das Motel an der Straße lässt uns Aufatmen beim Gedanken dort nicht übernachten zu müssen. Ärzte gibt es in California Valley nicht, dafür eine Grundschule und eine Feuerwehr – allerdings nur Dienstags bis Donnerstags.

Schnee bei 30 Grad? bei genauem Hinsehen stellt es sich als Salz heraus.

Schnee bei 30 Grad? Bei genauem Hinsehen stellt es sich als Salz heraus. Willkommen am Soda Lake, Kalifornien

Kurz hinter California Valley beginnt das Carrizo Plain National Monument. Die erste Sehenswürdigkeit ist der Soda Lake. Dem See sind im Laufe seiner Geschichte durch die häufigen tektonischen Verschiebungen die Abflüsse abhanden gekommen. Der wenige Regen sammelt sich im Soda Lake und verdunstet dort. Zurück bleibt eine weiße Salzkruste, die bis zu 20 cm dick sein kann.

Wie bei allen amerikanischen Sehenswürdigkeiten, die etwas auf sich halten, gibt es einen Parkplatz von dem aus wir auf einem gut angelegten Weg gemütlich bis zum Soda Lake spazieren können. Wer möchte kann sich auch in die Salzkruste wagen. Fußspuren und Radabdruecke bezeugen, dass schon andere auf diese Idee gekommen sind.

Je weiter man in den See hineinläuft desto surrealer wird die Erfahrung. Unter den Füssen knirscht vertraut etwas Weißes, Kristalliges – wir können uns nicht helfen dabei an Schnee zu denken auch wenn die Temperatur unzweideutig „Sommer“ signalisiert. So knirschen wir uns vor bis das Salz zu feucht wird und die Schuhe mit einer Mischung aus Salz und Tonerde zentimeterdick verkrustet sind.

Wer sich für die Geschichte und Kunst der Indianer interessiert darf den „painted rock“, den bemalten Stein, nicht versäumen. Zugänglich ist der Stein, der von den Chumash, den Salinan und Yokut über tausende von Jahren bemalt wurde, nur noch als geführte Tour, nach Voranmeldung und außerhalb der Raubvogel Brutsaison (1. März bis 15. Juli). Die ärgerliche Einschränkung hat leider einen noch ärgerlicheren Grund: Vandalismus hat schon zu starker Zerstörung dieser für die Indianer heute noch für Zeremonien benützen historischen Stätte geführt.

Weiter gehts auf der Soda Lake Road, zum Teil auf Schotterpiste, längs durch die Carrizo Plain bis sie am südlichen Ende parallel zum St. Andreasgraben läuft. Harmlos sieht sie aus, die ca. 5 Meter hohe Verwerfung, die schon für soviel Zerstörung gesorgt hat. Natürlich steigen wir aus, klettern in den Graben hinein und fragen uns gruselnd „was waere wenn ausgerechnet jetzt ‚the Big One‘ die Erde erzittern ließe. Würden wir wortwörtlich vom Erdboden verschluckt werden?“

Die Landschaft ist karg und trocken aber von einer wilden, spröden Schönheit. Da ist nichts Liebliches, nichts Weiches aber trotzdem hinterlässt sie ein merkwürdiges Glücksgefühl, ein Gefühl der Freiheit und Ungebundenheit, der Weite und Grenzenlosigkeit. Plötzlich versteht man warum es die Menschen seit hunderten von Jahren gen Westen gezogen hat: nirgendwo sonst fühlt man sich so groß und so klein zugleich, der Natur so nahe und ihr doch so ausgeliefert.

Am Ende der Soda Lake Road hat uns die Zivilisation wieder, zumindest einigermaßen. Wir stoßen auf die Bundesstraße 33, die uns nach Cuyama und New Cuyama führt. Hier liegt der Hund begraben, aber es gibt zumindest einen kleinen Laden und einen Imbiss: Pizza, Buritos oder Gyros. Fast fühlen wir uns überwältigt von soviel internationaler Auswahl.

Die Carrizo Plain ist ein lohnenswerter Trip für alle, die Ruhe und Weite suchen, die nicht nur die spektakulären Glanzlichter Kaliforniens mitnehmen wollen, sondern ein anderes, ruhigeres, älteres und friedlicheres Kalifornien suchen. In der Carrizo hört man den Wind und sonst nicht viel, sieht wie Ballen trockenen Gestrüpps von Böen über die Ebene gejagt werden und, wenn man Glück hat, sieht man Wüstenhasen herumhoppeln. Dort zeichnen sich Berge blau und dunstig in der Ferne ab und neben der Straße steht eine halbverfallene Ranch. Man begreift ein bisschen, wie das Leben der Menschen hier war bevor es Shopping Malls und Fast Food gab.

 

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